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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0112
Im Jahr 1789 am 15ten Brachmonat ist der Herr Kardinal von Rohan, Fürstbischof von Straßburg
, da er sein Land diesseits des Rheines besuchte, auf den Abend hieher gekommen, wo er auf
alle mögliche Art feyerlich empfangen und bewirthet worden. Am 17ten reisete er morgens wieder
von hier ab.

In eben diesem Jahre forderten die Ettenheimer durch den Oberamtmann von Brüdern20 und eine
hieher geschickte Kommission mehrere Puncte, welche-den Rechten des Klosters und der hiesigen
Einwohner höchst nachtheilig und schädlich waren. Ihr ganzes Begehren wurde ihnen daher abgeschlagen
und förmlich und feyerlich dagegen protestieret.

XXVtes Kapitel

Geschichte hiesiger Pfarrey von dem Jahre 1790 bis 1793 im Heumonate

Im Jahre 1790 den 13ten Brachmonate kam der Herr Kardinal von Rohan, Fürstbischof von
Straßburg, da er wegen der angefangenen erschrecklichen Revoluzion nicht mehr sicher im Elsaß
war, mit Sacke und Packe und mit einem Gefolge von 60 Persohnen hieher in das Kloster, wo er
mit allen den Seinigen seinen Wohnort aufgeschlagen, so daß die Abtey nicht alle Persohnen fassen
konnte, sondern von denselben noch in der Klausur Zimmer einnahmen. Zu seinen Wohnzimmern
hatte der Herr Kardinal alle die Zimmer ober der Wohnung des Abtes im Vorschütze gegen
den Garten. Der große Saal war dessen Speisezimmer, und seine Küche war in dem Vorkeller von
der Klosterküche hinunter. Die ersten zween Täge bewirthete ihn mit seinem Gefolge das Kloster,
nachher fing er eine besondere Haushaltung an. An seinem Namensfeste bewirthete ihn und sein
ganzes Gefolg das Kloster wieder auf das Prächtigste. Hier blieb er also bis am 12ten Christmonate
, an welchem er mit seinem Gefolge nach Euenheim zog, wo er seinen Sitz für die Zukunft in
dem Amthofe aufschlug.

Am 18. August dieses nemlichen Jahres wurde Herr Demouge21, der neue Komthur des Ritterordens
des heil. Johannes von Maltha zu Straßburg, von dem Herrn Johann Jakob Lanz22,
Bischofen von Dora, Weyhbischofen des Bistums Straßburg, in hiesiger Klosterkirche in Gegenwart
des Herrn Kardinals Rohan feyerlich als Infulierter geweyhet.

Nachdem im Jahr 1791 Brendel23, der Professor der geistlichen Rechte auf der bischöflichen hohen
Schule, ein geschworener Priester, als eingedrungener, unrechtmäßiger Bischof von Straßburg
eingesetzet und gottesräuberisch geweyhet worden, entwichen alle Kleriker des Seminariums
zu Straßburg, 60 an der Zahl, und flohen zum Herrn Kardinal, ihrem rechtmäßigen Bischöfe: dieser
setzte etlich 20 derselben mit ihrem Viceregens, Director und Professor in unsere Abtey, die
das Kloster alle erhalten mußte. Sie wohneten in der Klausur in dem untersten Stocke, ihr Studierzimmer
war in dem Vorschütze gegen den Rebberge auch im untersten Stocke, sie speiseten alle
mit den Religiösen in dem allgemeinen Speisezimmer und studierten hier bis auf den Herbst. In
den folgenden Jahren bis auf den Einfall der Franzosen im Jahr 1796 waren zwölfe von denselben
, ihr Superior, Director und Professor auf Kosten des Klosters hier, doch hatten sie in diesen
Jahren ein abgesondertes Speisezimmer.

20 Es wird sich um Benedikt von Bruder gehandelt haben, der zuerst in Ettenheim, dann in den 1790er Jahren
in der Herrschaft Oberkirch wirkte. Dieser Hinweis stammt von Hubert Kewitz aus Ringsheim.

21 Claudius Jacob Demouge, * 1731, Inhaber des Malteser-Hauses Straßburg und Schlettstadt seit dem 17. Juni
1790. Er saß 1793 im Straßburger Revolutionsgefängnis. Seine Kommende war keine Ritter-, sondern eine
der sieben Priesterkommenden des deutschen Großpriorats des souveränen Malteser-Ordens. Dieses
nach dem „Kalender der deutschen Zunge des hohen Johanniter- oder Malthaeserritter-Ordens für das
Jahr MDCCXCIV."

22 Johann Jakob Lantz, Titularbischof von Dora, Weihbischof von 1785 bis 1799.

23 Franz Anton Brendel, schismatischer Bischof von Straßburg von 1791 bis 1797.

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