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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0117
Noch im Weinmonate zogen hier mehrere 1000 Manne kayserlicher Truppen durch, mit welchen
der Prinz Karl die Franzosen vollends zu Altbreysach über den Rhein jagte. Er fing alsdann die
harte Belagerung von Kehl an, welches er endlich im Jänner des folgenden 1797ten Jahres eroberte.

Man hoffte nun, von diesen bösen Geistern frey zu bleiben: allein in der Osterwoche 1797 brachen
die Franzosen wieder über Kehl in Deutschland ein, schlugen die kayserliche Armee in die Flucht,
rückten mit starken Märschen wieder das Land herauf und waren schon bis über Mahlberg gegen
Altdorf vorgerückt, da ein Kurier den zwischen dem Kayser und den Franzosen geschlossenen
Waffenstillstand verkündigte. So wurde diesmal das hiesige Kloster, das hiesige Ort und die übrigen
Ortschaften vor den Franzosen glücklich bewahret bis auf Wittelbach, welches Örtlein noch
in der französischen Linie lag und erschrecklich zu leiden hatte. Hieher und in das Thal kamen
kayserliche Truppen zu stehen, die man ernähren mußte.

Auf das Fest des heil. Landelins hat Abt Arbogast aus Dankbarkeit gegen diesen Heiligen für die
durch ihn von Gott schon so oft erhaltenen Gnaden verordnet, daß in Zukunft an dem Tage der
Octav des heil. Landelins ein feyerliches Amt in dessen Kirche soll gehalten werden.

XXVIItes Kapitel

Geschichte dieser Pfarrey von dem Jahre 1799 bis auf die im Herbstmonate 1802 genommene
marggräflich badische provisorische Besitznahme des hiesigen Klosters und dessen Herrschaft

Die Gesandten des Kaysers, die Gesandten von Frankreich und die der deutschen Fürsten kamen
im Jahre 1798 zu Rastadt zusammen, um einen dauerhaften Frieden zu schließen: und darum
mußten sowohl die kayserlichen als die französischen Kriegstruppen den Reichsboden verlassen.
Und so durfte man endlich wieder ein wenig von den Beschwerlichkeiten des Krieges ausrasten.
Aber sehet! da man im Jahre 1799 noch zu Rastadt sich mit dem Friedensgeschäfte abgab, fielen
auf einmal die Franzosen unter Anführung des Generals Jourdan35 in das deutsche Reich ein, und
gleichsam wie im Fluge drangen sie bis in Schwaben vor. Da wurden sie aber von dem Prinzen
Karl dermaßen auf das Haupt geschlagen, daß man in Zeit einer Monatsfriste von dem Einmarsch
der Franzosen in Deutschland keinen derselben mehr auf deutschem Boden fand.

Auf ihrer Flucht kamen in der Nacht einige Franzosen auf Schwaighausen in das Pfarrhaus, behandelten
den Pfarrer und die zween bei ihm wohnenden Religiösen sehr übel, indem sie von dem
Pfarrer 70 Louis d'or auspressen wollten, die sie aber nicht erhielten.

Sie nahmen endlich, da sich der Pfarrer vor ihnen verborgen, den zween Religiösen ihre silbernen
Sackuhren und zogen ab. Diese nemlichen kamen aber morgens in aller Frühe hieher, stellten Wachen
aus, die einige Menschen auf der Straße plünderten und hier alles mit Furcht und Schrecken
erfülleten.

Im Kloster forderten sie 200 Louis d'or, die ihnen aber abgeschlagen wurden. Sie nahmen daher
den P. Prior Johann Baptist Scheidet mit sich mit Vermelden, ihn nach Lahr zum Generale zu
führen. Sie kamen aber mit ihm nur bis in den Rebberg ober dem Kloster und brachten ihn wieder
zurücke. Da man ihnen nun 4 Louis d'or gab, stelleten sie die zu Schwaighausen geraubten
Sackuhren der zween Religiösen wieder zurücke und gingen ruhig ihres Weges.

Das ganze Friedensgeschäft zu Rastadt zerfiel nun in nichts, der Krieg dauerte wieder wie vorhin
fort, und die Lieferungen für die österreichische Armee plagten hier und aller Orte das gemeine
Volk ernstlich wieder. Doch wurde dieser Krieg sowohl in Italien als in der Schweiz glücklich geführet
, so lange der Prinz Karl bei der Armee war. Nachdem er aber die Armee verlassen mußte,
ging alles den Krebsgang.

35 Jean Baptiste Jourdan (1762—1833), einer der fähigsten Revolutionsgeneräle, späterer Marschall von
Frankreich.

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