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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0123
jeden Religiösen dasselbe als Eigenthum überlasse und schenke, was er in seinem Zimmer hat, was
er sich selbsten angeschafft oder von seinen Altern oder Befreundten, auch andern Freunden oder
von seinem Abten erhalten hat.

Der Herr Prälat wurde in diesem Stücke weit übler als der geringste Religiös behandelt; denn der
Herr Kommissär schrieb alles, auch das Allergeringste auf, was er immer in seinen Zimmern hatte
, sogar seine Tabackdose und seine Uhr im Sacke, sein Pectoral am Halse und seinen Abtsring
an dem Finger. Man nöthigte ihn nachher auch bei seinem Abzüge, das meiste seiner Geräthschaf-
ten zurückzulassen.

Im Jahre 1803 am 17ten Hornung in der Nacht ist der Herr Kardinal Rohan, Bischof von Straßburg
, zu Ettenheim an einer Lungenentzündung gestorben und am 19ten allda in der Pfarrkirche
neben dem hohen Altar auf der Evangeliumsseite feyerlich begraben worden. Wegen diesem Todesfalle
kam am 21ten dieses Monats von Karlsruhe der Befehl, daß man in allen Kirchen morgens
, mittags und abends sechs Wochen lange mit allen Glocken läuten soll. Auch mußte auf Befehl
des Herrn Generalvikars Weinborn mit einem feyerlichen Seelenamte dem verstorbenen
Herrn Kardinal in jeder Pfarr- und Klosterkirche nachgehalten werden: welches den ersten schicklichen
Tag hier in der Klosterkirche geschehen ist.

Weil der von dem Herrn Marggrafen ernannte Kommissär, der Herr geheime Referendär Hofer45
von Karlsruhe mit dem Herrn Kaufmanne46 als Actuar das Schicksal der dem Herrn Marggrafen
heimgefallenen Klöster zu bestimmen und anzuordnen hatte, auch er wegen diesem Geschäfte
schon seit Fasnacht in dem Kloster Gengenbach sich aufhielt, war hier alles die ganze Fastenzeit
hindurch auf seine von Woche zu Woche verkündete Ankunft in banger Erwartung.

XXIXtes Kapitel
Aufhebung des hiesigen Klosters

Die für alle Christen so freudigen und fröhlichen Osterferien waren in diesem Jahre 1803 für das
hiesige Kloster Tage der tiefesten Trauer und Betrübnis; und da in dieser Zeit durch die glorreiche
Urstände unseres göttlichen Erlösers den zum Tode, zur Verwesung verdammten Menschen die
Hoffnung eines neues, eines ewigen Lebens aufblühete, hat die göttliche Fürsicht nach ihren gerechtesten
Urtheilen dem hiesigen, durch allbereits 1100 Jahre bestandenen und bei so vielen erschrecklichen
Unglücksfällen stets unter dem mächtigen Schutze des heil. Landelins erhaltenen
Kloster sein End, seinen Untergang und seine gänzliche Erlöschung bestimmet.

Am 12ten April als am Ostermontage auf den Abend kam der oben genannte marggräflich badische
Kommissär Hofer hieher. Am folgenden Tage, am 13ten April, dem Osterdienstage, an welchem
die hiesige kleine Jugend ihre österliche Kommunion feyerlich in der Kirche des heil. Landelins
gehalten und nachmittags vor der Vesper die öffentliche Schulprüfung zu jedermannes Zufriedenheit
gehabt hatte, wurden alle Religiösen nach der Vesper in das Priorat mit dem Herrn
Prälaten berufen, wo der Herr Kommissär denselben das Endesurtheil ankündete und denselben
die Aufhebung ihres Klosters kund machte. Obgleich aber in dem gedruckten marggräflichen
Edicte festgesetzet war, daß alle Religiösen von hier in das Kloster Gengenbach sollten versetzet
werden, welches für alle noch das Drückendste und Härteste war, erklärte dennoch der Herr
Kommissär, daß einige Religiösen mit dem Pater Senior, P. Michael Stroh, bei dem Pfarrherrn

45 Johann Baptist Hofer, nach GLA 76/3 685—86 geboren in Rottweil und sechs Jahre Bürgermeister daselbst,
trat im Herbst 1802 in die Dienste Karl Friedrichs als Geheimer Referendär, war später Direktor des badischen
Seekreises, vermutlich gestorben in Konstanz.

46 Friedrich Kaufmann, Rentkammerassessor und Finanzrat, t 1830. Vgl. (K.A.) von Wechmar, Handbuch
für Baden und seine Diener oder Verzeichnis aller badischen Diener vom Jahr 1790 bis 1840 nebst Nachtrag
bis 1845, Heidelberg 1846.

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