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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0130
dem Herrschaft-Turm aus, „von Ketten und Eisenen band, weilen er seiner
Jungen Ehefrau Maria Anna Biserin zum 2:ten mal hat Gifft (aus der Kippen-
heimer Apotheke) in einem butterwecken geben, welches ihren aber das leben
nit kostet hat". Drei Wochen saß er ein, sprang dann mittags um ein Uhr oben
zum Turm herab auf des Herrn Schaffners Dach, kam auf den Fruchtkasten,
durch die Schaffnei hinunter auf den Heustall und sprang anderthalb Stock
hoch in den Stadtgraben hinunter; dann durchs ,,Bienle" weg von der Stadt.
Er übernachtete in einer Scheune und ging bei Weisweil über den Rhein. 1785
hörte man wieder von ihm: am 11. März starb er „in Sizillien in der statt Nea-
polis, im spital". „So ist er vertloffen, und so weith komen. R:I:P:."

Ein ungewöhnlicher Weg ins Freie. Nicht alltäglich war 1784 (Machleid vermerkt
es sorgfältig) auch die Bitte eines Elsässers aus der Residenz des Kardinals
: der zur Visitation des Genossenwalds von Zabern her erschienene Waldförster
Kolb „hat sich von meinem söhn ganz trucken, ohne wasser noch seiffe,
nur mit dem schermesser barbieren lassen".

1785 kommen Machleid aus dem benachbarten Vorderösterreich Gerüchte zu
Ohren über neue Begräbnissitten von Amts wegen, es handelt sich um den bekannten
schauerlichen Tiefpunkt des bürokratischen Josephinismus:,,Schöne
begrebnussen in den ganzen Vor östereichischen landen. Es ist ein mandat
Von Wien kommen, daß man die Verstorbenen leüt solle ohne dottenbaum
begraben, bey der nacht ohne Kreüz, und fahnen, in der still. Man hathe in allen
orthen eine dodtsarg gemacht, all wo es unden ein thüren hate. Man dette
den leichtnam in düecher einnehen, oder die Kinder in ein sack stecken und
zue neyen. So sie zum grab kamen, so thuet man die doten sarg über das grab
stellen, und macht unden die thüren auff, so falte der dotte mensch eintweders
auff den köpf hinunder, und streckte die füeß in die höche. Aisdan mueßte
der dodtengreber hinunder und den leichtnam zueweg legen. Man thete die
kinder und große leüth hinweckh iagen. Das wäre eine solche schand und
spectackel daß zue erbarmen wäre, absonder, so es weibsleüth oder kindtbet-
terin waren. Derienige so die sach beim Kaiser Josep anbrachte, wäre ein lute-
raner, und solle des gehen dodtes gestorben sein, und nach dem dod kohlschwarz
worden. Weilen aber das ganze land darwider auffgestanden, und
sich dariber beklagt, allwo der keiser nichts darvon gewußt, so ist widerum
contra order Von Wien auskommen, daß man die leüth wider auff die alte ma-
nier begraben solle, und nit wie das Vereckte Vieh underi scharren thet. —
Zue Herbolzheim hat man 3 mann also begraben, und zue ober und nider hausen
Junge und alte leüth auch kinder, nun mero ist es widerum auffgehebt."

Es war dies dasselbe Jahr, in dem man „in der Antoni Wochen (Mitte Juni) eine
summa Chantarides oder spanische mucken (Spanische Fliegen) zu Walburg
, ein große quantitet, an den dinten behren (Rainweide, Liguster) hecken
gefunden, solche in der apotecken, die halb maß budellen (Literflasche) Voll
zu Ettenheiminster vor 5 Schilling zalt, welches so lang ich hier burger bin

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