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zug der jungen Leute" vermochte eine „kleine Gemarkung mit landwirtschaftlichem
Betrieb den Übrigbleibenden hinreichenden Unterhalt zu bieten
. . . wenn nicht durch Übervölkerung mit der Zeit ein Notstand eintreten"
sollte15. Die Abwanderung vorwiegend jüngerer Jahrgänge, bei der die Zahl
der jungen Männer die der jungen Frauen übertraf, bewirkte eine Verminderung
der Geburtenzahlen, die relative Überalterung der seßhaft bleibenden
Bevölkerung und damit letztlich eine Erhöhung der Sterbeziffern. Ihr Einfluß
auf die natürliche Bevölkerungsbewegung liegt damit auf der Hand.

Zwei Wanderungsrichtungen bestimmten die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts
und die Jahre bis zum Kriegsausbruch 1914: die Auswanderung und die
Land-Stadt-Wanderung.

Auswanderung

Baden war durch das ganze 19. Jahrhundert hindurch Auswanderungsland;
das Zielgebiet war vorzugsweise Nordamerika. In den Notjahren um die Jahrhundertmitte
nahm die Auswanderung die Form eines Massenauszugs an. Dabei
waren die Auswanderungen aus wirtschaftlicher Not häufiger als die politisch
motivierten Auswanderungen nach dem Scheitern der Revolution von
1848/49. Neben den Mißernten, die sich in jenen Jahren häuften, lasteten
Teuerungen, noch offenstehende Zehntablösungskosten und als unmittelbare
Folge der Revolution die Umlagen für Mobilmachungsauslagen, Kriegsverwaltung
und die Einquartierung der in Baden eingesetzten preußischen Truppen
schwer auf der Bevölkerung16. Im Amt Achern hatten nur einige Gemeinden
größere Wanderungsverluste, aber aus dem Amt Bühl zogen sehr viele
Auswanderer fort. J. Morgenthaler hat nach Angaben bei H. Baier die Zahl
der Auswanderer aus den Gemeinden des späteren Landkreises Bühl zusammengestellt
und nach Naturräumen geordnet17. Diese Tabelle sei hier wiedergegeben
, ergänzt durch die Berechnung des Anteils der Ausgewanderten an
der als Mittelwert angenommenen Einwohnerzahl von 1852.

Allerdings kann die Auswanderung in jenen Jahren zahlenmäßig nicht genau
erfaßt werden, weil die Meldungen seitens der Gemeinden nicht vollständig
vorliegen und weil viele Auswanderer ohne amtliche Genehmigung und ohne
Papiere wegzogen, also auch nicht registriert wurden. Für die Jahre 1840 bis
1849 wurden 23 966 Auswanderer aus Baden registriert. Für den Schwarzwald
und die Rheinebene schätzt Sponner18 für die gleiche Zeit bzw. für 1841 bis
1849 zusätzlich etwa 47 700 heimliche Auswanderer.

Trotz der quellenbedingten Fragwürdigkeit der Zahlen wird deutlich, daß vor
allem aus den Gemeinden der Rheinebene ein durchgehend großer Teil der Bevölkerung
auswanderte, während in der Vorbergzone und im Schwarzwald die
Auswandereranteile stärker differierten und insgesamt niedriger lagen.

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