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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0144
chen Raum absaugten. Zum Teil handelte es sich nur um einen „Kreislauf,
den ein Theil der ländlichen Bevölkerung nach und von der Stadt regelmäßig
durchmacht, indem einerseits Schüler höherer Bildungsanstalten, Lehrlinge,
Gehilfen, Soldaten, Mägde, Arbeiter und Arbeiterinnen etc. vom Lande und
aus den kleineren Städten in die größeren Städte zieht und andererseits
der größte Theil dieser Personen nach einer kürzeren oder längeren Frist in ihre
Heimath zurückkehrt"28. Aber die Bevölkerungsstatistik weist aus, daß es
sich doch in den meisten Fällen um einen endgültigen Wechsel des Wohn- und
Arbeitsortes gehandelt hat.

Noch zu Beginn der sechziger Jahre waren die wichtigeren Industriebetriebe
Badens auf die Städte Pforzheim, Mannheim, Karlsruhe, Lahr, Freiburg,
Heidelberg, Konstanz, Lörrach, Säckingen, Emmendingen, Kehl, Ettlingen
und das Dorf Waghäusel verteilt29. In der Folgezeit verlagerte sich nicht nur
der industrielle Schwerpunkt Badens vom Süden in den Norden, sondern es
vollzog sich gleichzeitig ein Übergang von der weitverstreuten Standortverteilung
zur Konzentration der Industrie, wobei besonders die größeren Städte bevorzugt
wurden. Die Folge war eine zunehmende Verstädterung, wie sie in anderen
Teilen Deutschlands schon früher eingesetzt und einen stürmischeren
Verlauf genommen hatte.

Im Jahre 1852 hatten von den rund 1 357 000 Einwohnern Badens noch drei
Viertel in Landgemeinden und nur ein Viertel in den 114 Städten des Landes
gelebt. Von diesen 114 Städten hatten nur vier mehr als zehntausend Einwohner
(Mannheim: 24 316, Karlsruhe: 24 299, Freiburg: 16 441 und Heidelberg:
14 564), zusammen knapp 6% der Bevölkerung des Großherzogtums. Nach
fünfzig Jahren, im Jahre 1900, hatte sich dieses Verhältnis merklich verschoben
. Die Bevölkerung war auf rund 1 868 000 Menschen angewachsen. Sie
verteilte sich zu knapp 60% auf Land- und zu mehr als 40% auf Stadtgemeinden
. Mehr als ein Viertel (27%) der Bevölkerung lebte jetzt schon in Städten
mit mehr als zehntausend Einwohnern. Während die Bevölkerung der ländlichen
Gemeinden konstant geblieben war, hatte sich die der Städte mehr als
verdoppelt, die der Städte mit über zehntausend Einwohnern sogar mehr als
versechsfacht.

Nicht die Hälfte der im Jahre 1900 bei der Volkszählung erfaßten Stadtbewohner
war an ihrem derzeitigen Wohnort geboren, der größere Teil war zugewandert
. Diese Zuwanderung, die sich aufgrund der Volkszählungsdaten
zwar nicht als Bewegung, wohl aber in ihrem Ergebnis nachweisen läßt, war
überwiegend Binnenwanderung innerhalb Badens. Zuwanderer aus anderen
deutschen Ländern waren nur mit einem Drittel beteiligt30.

Diese Land-Stadt-Wanderung kam innerhalb der beiden Amtsbezirke nur der
Amtsstadt Achern zugute. Ihre Bevölkerungszahl vergrößerte sich von 1852
bis 1900 um die Hälfte. Die noch stärker landwirtschaftlich geprägte Schwesterstadt
Bühl steigerte ihre Einwohnerzahl nur um 9% und hob sich damit

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