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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0149
durch die Ausbreitung von Handelsgewächsen, durch Fabrikarbeit und Abwanderung
in die größeren Städte eingetreten war41. In den Schwarzwaldgemeinden
waren Wald- und Holzarbeiten neben dem Wegebau die hauptsächlichen
Nebenerwerbsmöglichkeiten. Fabrikarbeit spielte demgegenüber noch
kaum eine Rolle. Noch Ende des Jahrhunderts dachte man bei Erwägungen
über weitere Nebenverdienstmöglichkeiten für die bäuerliche Bevölkerung in
durchaus traditionellen Bahnen. In einer Bühler Bezirksbesprechung wurde
1883 vorgeschlagen, für die seit Einführung der Dreschmaschine im Winter
noch mehr als bisher unterbeschäftigten Bauern die Korbflechterei als neuen
Gewerbezweig einzuführen42.

Interessant als Gegensatz zur heutigen Sozialstruktur der Nebenerwerbslandwirte
ist das Bild, das sich aus der Aufstellung über die Hauptberufe der Nebenerwerbslandwirte
im Jahre 1895 aus der landwirtschaftlichen Betriebszählung
nachzeichnen läßt.

Zunächst zeigt sich, daß es die meisten nebenberuflich geführten landwirtschaftlichen
Betriebe in den beiden Amtsstädten (jeweils 85% aller landwirtschaftlichen
Betriebe) gab. Verhältnismäßig viele Nebenerwerbsbetriebe hatten
auch die Marktorte Sasbach, Kappelrodeck, Renchen, Steinbach mit zwischen
30 und 50% der bäuerlichen Betriebe, die Gewerbeorte Oberachern
(60%!) und Bühlertal (27%) sowie die großen Dörfer Ottersweier, Schwarzach
, Lauf, Önsbach und Ottenhofen mit zwischen 20 und 30% der Betriebe.

Fast die Hälfe der 2 625 Nebenerwerbslandwirte (44%) gehörte im Hauptberuf
zur Gruppe der Selbständigen in Industrie und Gewerbe, waren also überwiegend
Handwerker. Eine weitere große Gruppe stellten mit 32% die zu den
„Sonstigen Berufen" Zählenden, zu denen in erster Linie in Handel, Verkehr,
Gastgewerbe, auch im öffentlichen Dienst Tätige rechneten. Sie sind in der
Statistik nicht nach dem Kriterium Selbständige/Unselbständige ausgeschieden
. Nur 14% der Nebenerwerbslandwirte waren Unselbständige in Industrie
und Handwerk, also Arbeiter, und nur 7% Unselbständige in der Landwirtschaft
. Hauptberuflich in der Sparte Gärtnerei, Tierzucht, Forstwirtschaft,
Fischerei beschäftigt waren 97 Nebenerwerbslandwirte (4%). Die meisten von
ihnen lebten in den Schwarzwaldgemeinden (Herrenwies und Hundsbach,
Bühlertal, Neusatz, Ottenhofen), so daß angenommen werden kann, daß sie
vorwiegend in der Forstwirtschaft arbeiteten.

Der typische Nebenerwerbslandwirt war um die Jahrhundertwende also nicht
wie heute Arbeiter oder Angestellter, sondern selbständiger Handwerker,
Händler oder Gastwirt, der zur Selbstversorgung und teilweise auch für den
Markt seinen landwirtschaftlichen Grundbesitz bewirtschaftete. Diese Verbindung
war überkommen aus den Jahren, in denen es dem Gewerbetreibenden
auf dem Lande nur mit Hilfe zusätzlicher Landbewirtschaftung möglich war
zu existieren. Noch 1865 hatte der Bezirksamtmann von Achern berichtet, die
Gewerbe seien „auf der gewöhnlichen Stufe, da nebenbei immer noch Land-

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