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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0155
Eine Parallelisierung von Wahlverhalten und Wirtschafts- oder besser Sozialstruktur
scheint, was den Gegensatz zwischen der Nationalliberalen und der
Zentrumspartei in diesem Gebiet betrifft, problematisch. Von einer unmittelbaren
Verfolgung wirtschaftlicher Interessen durch die Wahl der Land- und
Reichstagskandidaten kann ohnehin nur bei den sozialdemokratisch Wählenden
die Rede sein. Bei der Entscheidung zwischen Zentrum und Nationalliberaler
Partei waren viel stärker weltanschaulich-konfessionelle und -nationale
Grundhaltungen maßgebend. Nur unter der Voraussetzung, daß diese sich
wiederum auf das Wirtschaftsdenken auswirkten, ließe sich ein Zusammenhang
zwischen Wahlverhalten und Wirtschaftsstruktur annehmen.

Die Landwirtschaft

Eine genauere Betrachtung der einzelnen Wirtschaftszweige muß mit der
Landwirtschaft beginnen, schon weil sie noch um die Jahrhundertwende die
vorherrschende Erwerbsquelle in beiden Amtsbezirken war. Ernteausfall und
Preisgestaltung für landwirtschaftliche Erzeugnisse, insbesondere für Wein,
Obst und Handelspflanzen, entschieden über die wirtschaftliche Lage nicht
nur der bäuerlichen Bevölkerung, sondern auf dem Umweg über deren Kaufkraft
auch über die der Handwerker und Handeltreibenden.

Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse

Produktionsziel war Selbstversorgung und Anbau von Marktfrüchten. Daß
die Selbstversorgung noch zu Ende des Jahrhunderts selbst in der Vorbergzo-
ne die größte Rolle spielte, zeigt das Beispiel Eisental, von wo aus dem Jahr
1883 berichtet wurde, daß von den Felderzeugnissen außer Wein und Obst wenig
oder nichts verkauft wurde, da sie kaum für die Produzenten ausreichten56
. Aber in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollzog sich doch allmählich
ein Wandel und zwar sowohl in der Wirtschaftseinstellung der Bauern
als auch in der Auswahl der Anbaufrüchte.

Am augenfälligsten war der Rückgang des früher bedeutenden Hanfanbaus in
der Rheinebene infolge der zunehmenden Verwendung von Baumwolle und
weil seit dem Ausbau der Eisenbahnlinien nach Süden (Gotthardbahn) der italienische
Hanf den deutschen Markt eroberte. Der stärkste Rückgang fiel in
die Jahre nach 1865. Für den Amtsbezirk Achern liegen folgende Zahlen vor:

Im Jahre 1867 wurde auf 541 Morgen Hanf angebaut,
1868 auf 525 Morgen

1873 auf 168 Morgen

1879 auf 140 Morgen

1884 auf 97 Morgen.

Nach einer leichten Zunahme 1885 (von 35 auf 42 ha) blieb der Hanfanbau für
einige Zeit stabil, bis er völlig aufgegeben wurde57.

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