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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0158
Schon lange bevor der Obstbau zu einem Wirtschaftsfaktor wurde, war der
Weinbau die Haupteinnahmequelle in den Dörfern der Vorbergzone und auch
der Schwarzwaldtäler. Aus der Landwirtschaftsstatistik von 187370 und aus
den Gemarkungskarten mit Angabe der Flächennutzung, die im Zuge der allgemeinen
Vermessung in diesen Jahren angefertigt wurden, geht hervor, daß
trotz des Rückganges der Weinbau in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
noch weiter in die Täler hineinreichte als heute, so im Achertal bis nach Ottenhofen
. Die Hauptweinbauorte waren jedoch dieselben wie heute: im Amt
Achern Kappelrodeck mit 238 Morgen, Waldulm mit 139 Morgen und Sas-
bachwalden mit 100 Morgen Rebland, im Amt Bühl Bühlertal mit 323 Morgen
, Kappelwindeck mit 310 Morgen, Neuweier mit 309 Morgen, Steinbach
mit 254 Morgen, Eisental mit 240 Morgen, Altschweier mit 232 Morgen,
Varnhalt mit 204 Morgen, Lauf mit 152 Morgen und Neusatz mit 127 Morgen
Rebland. Angebaut wurde meist im gemischten Rebsatz, nur in Neuweier,
Varnhalt und Umweg (Steinbach) wurden Riesling und Affentaler rein gelesen71
.

Auf die Ursachen für den Rückgang des Weinbaus, der schon im 19. Jahrhundert
einsetzte und der in Baden und hier wiederum in der Ortenau besonders
stark war, genügt es, hier nur kurz einzugehen.72 Neben witterungsbedingten
und seit der zweiten Hälfte des Jahrhunderts durch Schädlingsbefall verursachten
Fehlherbsten, die zweifellos auslösende Momente zur Verringerung
des Weinbaues waren, wogen unmittelbare wirtschaftliche Gründe schwerer.
So hatte der badische Weinbau seit 1835, als Baden dem Deutschen Zollverein
beitrat, schwer unter der Konkurrenz der billigeren Pfälzer Konsumweine zu
leiden. Dazu kamen ausländische Weine und Kunstweine auf den Markt, und
andere Getränke ersetzten den Wein als Volksgetränk. Ungünstig wirkte sich
auch schon im 19. Jahrhundert die Kleinbetriebsstruktur aus, da sie der „zunehmenden
Kommerzialisierung der Landwirtschaft"73 nicht gewachsen war.
Die einschneidendste negative Wirkung auf den Weinbau der Ortenau hatte
aber dann wohl die Umstellung großer Rebflächen auf die amerikanische Taylorrebe
(„Amerikanerrebe"), die im Gegensatz zu den Edelreben ohne Schädlingsbekämpfung
große Mengenerträge abwarf. Da diese Hybridenreben jedoch
die Verseuchung der Reben begünstigten und damit eine Gefahr für die
Edelreben der Umgebung darstellten, wurde ihr Anbau immer wieder verboten
, dieses Verbot aber durch Sonderverfügungen häufig eingeschränkt, so
daß die Amerikanerreben bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts noch
angebaut wurden.

Selbstverständlich vollzog sich der Rückgang des Weinbaues nicht geradlinig.
In einigen Gemeinden wurde die Rebfläche sogar wieder ausgedehnt, zum Teil
auf gerodetem Waldboden, zum Teil anstelle von Kastanienböschen und
selbst auf Gelände, das dem Fels durch Sprengungen abgewonnen wurde74.

Auch in einem anderen Zweig der Landwirtschaft setzte gegen Ende des 19.
Jahrhunderts allmählich ein rationelleres, auf den Absatz bezogenes Wirt-

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