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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0164
Zichorienwurzeln beschäftigte. Ein Jahr später gründete eine Leipziger Firma
für künstliche Blumen eine Filiale mit vierzig Arbeiterinnen in Bühl. Sie belieferte
Baden, Württemberg, Bayern (Pfalz) und Elsaß-Lothringen.

In den Waldkolonien Herrenwies und Hundsbach lief seit 1861 ein Versuch,
die Strohflechterei als Hausindustrie für junge Mädchen einzuführen. Die
Ehefrauen der Lehrer waren in einer Furtwanger Firma zu Lehrkräften für
das Strohflechten ausgebildet worden. Auf Vermittlung durch das Handelsministerium
stellte diese Firma das Material kostenlos und vertrieb auch die Fertigwaren
. Der Versuch wurde aber 1875 als mißlungen aufgegeben.92

Im Großherzogtum kamen nach Auskunft der Gewerbezählung93 im Jahr
1875 157,3 Gewerbebeschäftigte auf tausend Einwohner, im Amtsbezirk
Achern 122,7 und im Amtsbezirk Bühl nur 93,2. Dabei sind die Beschäftigten
in kleinen Industrie- und in Handwerksbetrieben mitgerechnet. Noch deutlicher
wird der Abstand, wenn man von den Betrieben mit mehr als 20 Arbeitskräften
ausgeht. In solchen Betrieben arbeiteten im Jahr 1875 in Baden 38, im
Bezirk Achern 14 und im Bezirk Bühl 6 von tausend Einwohnern. Diese Betriebe
hatten in beiden Amtsbezirken auch einen geringeren durchschnittlichen
Arbeitskräftebesatz als im Großherzogtum: im Bezirk Achern beschäftigte
ein Betrieb im Mittel 51,7 Arbeiter, im Bezirk Bühl 59,7 und im Großherzogtum
71,7 Arbeitskräfte. In der Ausstattung mit Umtriebsmaschinen lagen
die Betriebe in beiden Amtsbezirken ebenfalls unter dem Landesdurchschnitt.
Im Großherzogtum kamen 1875 auf zehn Gewerbebetriebe 38 Pferdestärken,
davon rund zwei Drittel durch Wasserkraft, ein knappes Drittel durch Dampfkraft
erzeugt. In den Bezirken Achern und Bühl hatten je zehn Betriebe im
Mittel nur 29 Pferdestärken an Umtriebsmaschinen, davon im Bezirk Achern
fast alle (95%), im Bezirk Bühl mehr als drei Viertel (77%) durch Wasserkraft
erzeugt.

Die Gewerbezählung von 1875 fiel in die Wirtschaftskrise, die dem hektischen
Konjunkturaufschwung der Gründerjahre folgte. Die Krise hatte sich zunächst
in dem gewerblich unterentwickelten Raum kaum bemerkbar gemacht,
seit 1875 zeigten sich jedoch auch hier ihre Auswirkungen, verstärkt durch die
Unsicherheit, die der russisch-türkische Krieg und die anstehenden ungeklärten
Zoll- und Steuerfragen bei den Geschäftsleuten hervorriefen. Auch die
Überproduktion mancher Geschäftsbereiche seit 1871 machte sich in Absatzschwierigkeiten
und Preiseinstürzen bemerkbar. Hiervon war besonders die
Textilindustrie betroffen, die zudem unter der Konkurrenz der billiger arbeitenden
, jetzt zum deutschen Zollgebiet gehörenden elsässischen Betriebe litt.

Für die größeren Unternehmungen des Bezirks Bühl stellte sich die wirtschaftliche
Situation um das Jahr 1875 etwa so dar94: Während die Baumwollstrickerei
Edesheimer in Bühl ihre Arbeiterzahl von 14 auf 17 erhöhen und
30—40% mehr Lohn auszahlen konnte, hatte die bedeutendere Bühler Firma,

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