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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0187
Die Orte

1905

1910

Kniebis
Rippoldsau
Schapbach
Oberwolfach

161
761
1 362
1 882

196
793
1 343
1 817

Zusammen

4 166

4 149

Wolfach

2 055

1 973

Der allgemeine Rückgang findet seinen Ausdruck auch darin, daß der Hauptproduktionszweig
unseres Tales, die Waldwirtschaft, die größten Schwierigkeiten in der guten Verwertbarkeit ihrer
Erzeugnisse hat. Die Holzfuhrleute unserer Gegend sind fast alle der Ungunst der wirtschaftlichen
Verhältnisse zum Opfer gefallen, andere haben ihren Fuhrpark und den Pferdebestand auf ein
Minimum reduziert. Für die Holzkäufer ist es zu einer ständigen Kalamität geworden, die Walderzeugnisse
abgeführt zu bekommen; rechtzeitige Abfuhr ist in den letzten Jahren unmöglich, verspätete
Abfuhr kann nur durch kostspielige Herbeiziehung von Fuhrleuten aus dem benachbarten
Württemberg geschehen. Diese Tatsache drückt einerseits die Preise, hält andererseits die Großkäufer
von unserem Tale ab, weil abgesehen von den Schwierigkeiten, überhaupt einen Fuhrmann
zu bekommen, auch die Güte des Holzes durch das lange Lagern leidet. Ebensosehr leiden unter
diesen Zuständen die zahlreichen einheimischen Sägewerksbesitzer bei Abfuhr ihrer Schnittwaren
. Der trotz der anerkennenswerten hohen Aufwendungen immer noch sehr ungünstige Zustand
der Wolftalstraße trägt an allem die Hauptschuld. Auch jetzt kann man sich wieder davon überzeugen
, daß Teile der Straße, selbst oberhalb der Schwerspatladestelle, die im Jahre 1913 frisch
gewalzt wurden, am Schluß des Jahres völlig durchgefahren waren. Die Großherzogliche Oberdirektion
des Wasser- und Straßenbaues hatte die Absicht, die schlechtesten Teile der Straße zu
pflastern; die durch den Jahrzehnte langen Rückgang finanziell geschwächten Gemeinden mußten
aber den ihnen hierzu angesonnenen hohen Aufwand als unaufdringlich ablehnen.

Soviel dürfte gewiß sein, daß die Wolftalstraße den Verkehr der Massengüter nicht bewältigen
kann. Der leichtere Verkehr aus den Gemeinden Schapbach und Rippoldsau hat sich auch schon
längst dem benachbarten Freudenstadt zugewendet, weil sich die Beförderung der Stück- und
Frachtgüter über Freudenstadt wesentlich billiger stellt und rascher erledigt als über Wolfach.
Hunderttausende von Mark für gemachte Einkäufe fließen jährlich nach Württemberg, die unserem
badischen Lande, insbesondere den Städten Wolfach und Offenburg, zugeführt werden würden
.

Eine endliche Abhilfe kann, wie wir stets betonten, nur die Eisenbahn bringen. Mag sich auch zunächst
für die Bahn noch ein Betriebsausfall berechnen, so ist dem auf der anderen Seite die unausbleibliche
Steigerung des Güter- und Personenverkehrs entgegenzuhalten. Die Wasserkräfte
unseres Tales werden noch kaum ausgenutzt und lassen die Entwicklung von Gewerben zu; unsere
Fremdenindustrie ist infolge der Abgelegenheit immer mehr zurückgegangen. Es wird ja in absehbarer
Zeit die Renchtalbahn bis Griesbach weitergeführt; zweifellos wird sich dann ein reger
Fremdenverkehr entwickeln, wenn auch unsere Bahn gebaut ist, weil dann die an Naturschönheiten
so reiche ganze Gegend um den Kniebis leicht an einem Tage von den Städten der Rheinebene
besucht werden kann. Der Kniebis mit seinen weiten Schneefeldern gewinnt von Jahr zu Jahr an
Bedeutung als Wintersportplatz; zu seiner Erreichung wird unsere Bahn der kürzeste und bequemste
Zugangsweg sein. Mit der unausbleiblichen Verkehrssteigerung geht die Kräftigung der
Talbevölkerung als Steuerzahler Hand in Hand, so daß der sich berechnende Betriebsausfall in
kürzester Zeit verschwunden sein dürfte. In gleicher Richtung wird auch die künftige Ersparnis an
den sehr beträchtlichen Unterhaltungskosten für die Straße wirken, und endlich dürfen hiebei die
bedeutend höheren Einnahmen aus den im oberen Wolftale gelegenen 826 Hektar großen Staatswaldungen
nicht vergessen werden.

Sowohl die hohe Erste als auch die hohe Zweite Kammer der Ständeversammlung haben in der
letzten Tagung unsere Bitte um die Erbauung der Wolftalbahn der Regierung empfehlend überwiesen
. Seitdem sind die Verhältnisse keineswegs günstiger geworden.

185


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