Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0201
Weise griffen sie am 10. Februar Keppner in ihrem Kampfblatt „Der Führer"
an64 und bezichtigten ihn der Bestechlichkeit. Keppner ließ die Vorwürfe nicht
auf sich sitzen und ging in einem Artikel in dem SPD-Blatt „Volkswacht"
zum Gegenangriff über:65 Die „Herren vom erwachenden Deutschland", so
schrieb er, wollten in Haslach „in der widerwärtigsten Weise politische Geschäfte
" machen. Daß nicht nur plumpe Verleumdungen zum politischen
Handwerkszeug der Haslacher Nazis gehörten, sondern auch psychischer und
physischer Terror, das mußte Keppner sehr bald erleben. Am 27. März wurde
er mit anderen SPD-Mitgliedern von der SA66 verhaftet und nach Wolfach in
Schutzhaft gebracht.67

Die Reichstagswahl am 5. März 1933

Der Wahlkampf für die Reichstagswahl am 5. März 1933 wurde in Haslach
mit großer Härte geführt. Die Nationalsozialisten ließen keine Gelegenheit
aus, im Stile ihrer Vorbilder Hitler, Goebbels und Streicher ihre politischen
Gegner zu diffamieren, einzuschüchtern und zu bedrohen. Genau wie in vielen
Orten im Reichsgebiet gehörten auch in Haslach politischer Terror und Verhaftungen
zum Wahlkampfstil der Nazis. Es ist deshalb unverständlich, wie
historische Darstellungen und Beurteilungen bis heute die Wahlen vom 5. März
1933 noch in die Kontinuität der Weimarer Wahlentscheidungen einordnen
können, wenn eine Woche zuvor schon die gesamte Presse- und Versammlungstätigkeit
der politischen Linken unterbunden und der größte Teil der linken
Führungs- und Funktionärsschicht verfolgt, diffamiert und verhaftet war.68

Auch in Haslach zeigte sich damals schon die entscheidende Bedeutung des
Rundfunks im Wahlkampf der Nationalsozialisten.69 Von der ersten großen
Wahlkundgebung Hitlers am 10. Februar im Berliner Sportpalast an wurden
die deutschen Rundfunksender mit einseitigem Übergewicht für die nationalsozialistische
Wahlkampagne eingesetzt.70 In großen Anzeigen wurde im „Anzeiger
vom Kinzigtal" auf die nationalsozialistische Rundfunkpropaganda,
besonders auf die Reden von Hitler und Goebbels, hingewiesen.

Zu ihrer zentralen Großkundgebung im mittleren Kinzigtal trafen sich die Nazis
am 19. Februar in Hausach. Als Redner trat der damalige NS-Gauleiter
und spätere Ministerpräsident Walter Köhler auf.71 Auch die badische Zen-

64 „Der Führer" v. 10. 2. 1933.

65 „Volkswacht" v. 18. 2. 1933.

66 Auch in Haslach wurden damals schon SA und SS als „Hilfspolizisten" eingesetzt.

67 W. Engelberg, Tagebuchaufzeichnungen, StAH; Interview Keppner.

68 Karl Dietrich Bracher / Wolfgang Sauer / Gerhard Schulz, Die nationalsozialistische Machtergreifung. 2.
Aufl. Köln 1962, S. 92.

69 Interviews Schille, Engler.

70 Bracher / Sauer / Schulz, a.a.O., S. 67/68, 91.

71 AK v. 20. 2. 1933.

199


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0201