Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0209
stand zu leisten. So berichtete die NS-Presse, daß in der Nacht zum 27. März
in Haslach kommunistische Flugblätter verteilt worden seien. Auf ihnen sei zu
Gewaltaktionen gegen die neue Regierung aufgefordert worden.121 Am nächsten
Tag kamen 12 bis 15 Polizisten nach Haslach, die zusammen mit der SA
und SS Hausdurchsuchungen bei verdächtigen Kommunisten durchführten.122
Die KPD-Flugblätter wurden in Frankreich gedruckt und kamen von Straßburg
aus nach Haslach.123 Mehrmals wurden Plakate gegen das Nazi-Regime
nachts in der Stadt von den Haslacher Kommunisten an Hauswände, Zäune
und Bäume geklebt.124 Da man die Kommunisten auch der Sabotage verdächtigte
, wurde im März 1933 tagelang das Wasserreservoir beim „Roten Kreuz"
von der SA bewacht.125 Selbst am Fronleichnamstag (15. 6. 1933) durchsuchten
SA und SS die Wohnungen mehrerer Kommunisten nach Schriften, Flugblättern
und Waffen, ohne jedoch nennenswerte Funde zu machen.126

Die größte Verhaftungsaktion wurde ausgelöst, als die Gendarmerie im ehemaligen
Haslacher Kapuzinerkloster am 1. August eine geheime Druckerei der
KPD entdeckte.127 Der aus Offenburg stammende Kommunist Karl
Hermann128 hatte in der Sakristei des Klosters mit einer Schreibmaschine und
einem Abzugsapparat Flugblätter hergestellt, die im ganzen Kinzigtal verteilt
worden waren. Der Haslacher Kommunist Xaver Kohmann, der im Kloster
mit seiner Familie wohnte, hatte ihm dabei geholfen. Seine Frau Berta war
von der Stadt Haslach zur Reinhaltung des Heimatmuseums, das im Kloster
untergebracht war, und zur Führung durch die Museumsräume angestellt
worden und hatte deshalb den Schlüssel zum Museum, zu dem auch die Sakristei
gehörte.129 Am 2. August verhaftete man nicht nur zahlreiche Kommunisten
, sondern auch den Vorsitzenden der Museumskommission Wilhelm Engelberg
, der als Marxist und Pazifist130 von den Nazis verdächtigt wurde, von
der geheimen Druckerei gewußt zu haben. Als seine Unschuld sich herausstellte
, wurde er nach drei Tagen wieder freigelassen. Als die Gendarmerie und die
SS am 29. November wieder fünf Kommunisten in Haslach verhafteten,
schrieb die lokale NS-Presse: „Solche Blutegel am gesunden deutschen Volkskörper
müssen restlos und rücksichtslos vernichtet werden."131

121 AK v. 28. 3. 1933.

122 W. Engelberg, Tagebuchaufzeichnungen, St AH.

123 Interview Borho.

124 Interview Löffler.

125 W. Engelberg, Tagebuchaufzeichnungen, StAH.

126 AK v. 16. 6. 1933.

127 AK v. 31. 8. 1933 sowie 23. 2. 1934.

128 Hermann konnte sich der Verhaftung durch Flucht entziehen, wurde aber am 29. 6. 1933 von der Gendarmerie
in Haslach verhaftet. Er wurde ins Wolfacher Gefängnis überfuhrt, wo er am 6. 8. 1933 mit Hilfe des
Haslacher Kommunisten Ernst Legoll über die Gefängnismauer steigen und nach Frankreich fliehen konnte.
Vgl. KN v. 30. 6. 1933 u. 21. 12. 1933; AK v. 22. 12. 1933; Interview Haner.

129 Berta Kohmann war 1931 von der Stadtgemeinde angestellt worden. Verwaltungssachen V, 3/28, StAH.

130 Vgl. darüber ausführlich Ernst Engelberg, a.a.O., S. 116/117 sowie W. Engelberg, Tagebuchaufzeichnungen
, StAH.

131 AK v. 30. 11. 1933.

207


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0209