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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0223
lassen werden sollten.201 Wie die Haslacher Nazis selbst Kinder und Jugendliche
mit ihrem Judenhaß zu infizieren suchten, zeigt folgende böse Begebenheit
: Das Jungvolk und die HJ hatte ihr Versammlungsheim im Obergeschoß
des städtischen Elektrizitätswerkes. Um dorthin zu gelangen, mußten sie
durch die Mühlenstraße marschieren. Beim Haus Moses in der Mühlenstraße 9
befahl HJ-Führer Xaver Uhl stets ein nationalsozialistisches Kampflied anzustimmen
, in dem es hieß: „Wenn das Judenblut vom Säbel spritzt, ei, da
geht's nochmal so gut!"201a

Während die Familie Moses 1938 ins Ausland fliehen konnte202, blieb die Familie
Bloch in Haslach. Sie wurde im Oktober 1940 verhaftet und in das KZ
Gurs in die Pyrenäen gebracht, wo Josef Bloch und seine Ehefrau Josefine
umkamen. Ihr Sohn Arthur kam von Gurs in das Vernichtungslager Auschwitz
und wurde dort ermordet.203

Trotz Arbeitsbeschaffungsprogramms auch weiterhin hohe Arbeitslosigkeit

Auch die Nationalsozialisten waren gegen die hohe Arbeitslosigkeit in Haslach
machtlos und konnten die daniederliegende Industrie nicht mit neuem
Leben erfüllen, so daß die Arbeitslosenzahl am 31. Dezember 1933 einen weiteren
Höchststand erreichte: 672 Haslacher Männer und Frauen waren arbeitslos
, 84 Prozent der im Erwerbsleben stehenden Einwohner.203" Gegenüber
dem 31. Dezember 1932 war dies eine erneute Zunahme von 2,2 Prozent.204
Weit und breit war Haslach die Stadt mit der höchsten Arbeitslosenzahl.

Das vom Staat geförderte Arbeitsbeschaffungsprogramm der Stadtgemeinde
war ziemlich umfangreich, war jedoch angesichts der hohen Arbeitslosigkeit
ein Tropfen auf einen heißen Stein. Im August 1933 wurden 140 Arbeitslose,
vornehmlich Mitglieder der NSDAP, SA, SS und HJ, was von der NS-Lokal-
presse offen zugegeben wurde205, von der Stadtgemeinde beschäftigt. Umbau-
arbeiten am städtischen Elektrizitätswerk, an verschiedenen Brücken, am Gewerbekanal
sowie an der Einlaufschleuse wurden vorgenommen.206 Diese Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen
dauerten jedoch nur sechs Wochen. Zum Ar-

201 Ratsprotokoll v. 7. 6. 1933, StAH.
201a Interview Thoma.

202 Nach der Reichskristallnacht 1938 emigrierte die Familie Moses nach England. Interview Sahl.

203 Alte Einwohnerkartei der Stadt Haslach, StAH.

203aAK v. 30. 1. 1934; Schreiben der Stadt an das Badische Finanz- u. Wirtschaftsministerium v. 23. 3. 1933,
Verwaltungssachen XX/63, StAH.

204 Vgl. oben S. 189. Erst 1934 ging die Arbeitslosenzahl in Haslach zurück. Sie betrug am 26. 2. 1934 noch 500
Personen, am 15. 4. 1934 300 Personen und am 18. 6. 1934 206 Personen. Vgl. AK v. 14. 4. 1934 u. 21. 6.
1934; Verwaltungssachen XX/63, StAH. Vergleichszahlen aus den Nachbarstädten liegen nur für den 26. 2.
1934 vor, als Haslach 500 Arbeitslose hatte. In Hausach gab es damals 46, in Wolfach sogar nur 8 Arbeitslose
. Vgl. AK v. 14. 4. 1934.

205 AK v. 23. 8. 1933.

206 Ebenda.

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