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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0227
zu schützen, indem sie in die NSDAP eintraten. Manche betrachteten die Mitgliedschaft
in der Nazi-Partei als eine Vorbedingung für ihr persönliches Weiterkommen
. Bekanntlich bekamen Arbeitslose viel eher wieder eine Beschäftigung
, wenn sie Mitglied der NSDAP wurden. In einigen Fällen schlössen sich
Vereinsvorsitzende der Partei an, damit sie bei der Gleichschaltung ihrer Vereine
in den Vorstandsgremien bleiben konnten.227 Zahlreiche Haslacher Geschäftsleute
wurden damals Mitglieder der NSDAP, weil sie sich von der neuen
Regierung eine wirtschaftliche Besserung versprachen und auf keinen Fall
den Anschluß verpassen wollten.228 Viele Beamte in Haslach, die hinfort das
Parteiabzeichen mit dem Hakenkreuz trugen, wollten dadurch ihre Stelle bewahren
.229 Es gab sogar Idealisten, die glaubten, durch einen Beitritt die
„braune Revolution" in gemäßigte Bahnen lenken zu können.230

Anlaß zum festlichen Flaggenschmuck und Aufmarsch der NS-Organisationen
bot bereits neun Tage später der Besuch von Reichsstatthalter Robert Wagner,
der am 9. Mai durchs Kinzigtal fuhr und auch in Haslach Halt machte.231
Selbst der Katholikentag des Dekanats Kinzigtal, der am 28. Mai in Haslach
veranstaltet wurde, bot den Nationalsozialisten im Verein mit der katholischen
Kirche Anlaß, „die Erneuerung des Deutschen Reiches durch den
Volkskanzler Adolf Hitler"232 zu feiern. Beim großen Festzug durch die Straßen
der Stadt marschierten nicht nur sämtliche katholischen Organisationen des
Kinzigtals sowie die Geistlichkeit mit, sondern auch SA-, SS- und HJ-For-
mationen aus dem ganzen Kinzigtal mit ihren Fahnen und Wimpeln. Die Stadt
war geschmückt mit den Fahnen der Kirche und denen der Hitlerbewegung. Auf
dem Sportplatz fand eine große Kundgebung statt, auf der der katholische
Weihbischof Dr. Burger in seiner Festansprache betonte, daß „die Ziele des
Nationalsozialismus auch unsere Ziele" seien. „Der Führer der nationalen
Revolution, der verantwortliche Lenker des Deutschen Reiches, zeigt uns die
Ziele . . . Wir stimmen freudig ein in die Aufgaben, die der Führer des deutschen
Volkes uns stellt."233

Die Feierlichkeiten anläßlich des zehnten Jahrestages der Erschießung des
„Nationalhelden", Albert Leo Schlageter234, „des ersten Soldaten des Dritten
Reiches"235 am 29. Mai bildeten den Abschluß der „nationalen Feiern" im

227 So etwa der Feuerwehrkommandant Robert Vollmer. Vgl. Bericht Uber die Mitgliederversammlung der Feuerwehr
am 12. 6. 1933, Protokollbuch der Feuerwehr Haslach.

228 Interview Kern.

229 Interview Löffler.

230 Interview Schaettgen.

231 KN u. AK v. 10. 5. 1933.

232 KN v. 29. 5. 1933.

233 AK u. KN v. 29. 5. 1933.

234 Über Schlageter neuerdings Martin Walser, Schlageter — eine typisch deutsche Verlegenheit. In: Allmende
2, 1981, S. 76—85. Dazu die Entgegnung von Wolfgang Wipprecht, Ein Wehrwolf und Walser. In: Allmende
1, 1982, S. 136—140.

235 So Pfarrer Baumann bei der Schlageter-Feier in Haslach. AK v. 30. 5. 1933.

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