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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0241
,,Lernt, ihr seid gewarnt!"

Elf Tage nach dem Freispruch Killingers, der diesen noch am Abend im
Union-Hotel feiern konnte, wurde Walther Rathenau am 24. 6. 1922 das Opfer
jahrelanger ungeahndeter Mordhetze: „Seine Mörder waren verabschiedete
junge Offiziere, verwirrte Idealisten, deren Idol der nationalistische Kapitän
Ehrhardt war".10 Als Außenminister hatte er am 16. 4. 1922 den deutschsowjetischen
Vertrag von Rapallo unterzeichnet, der in Zusammenarbeit des
Leiters der Ostabt. im Auswärtigen Amt, Ago Freiherr von Maitzahn, mit
Reichskanzler Wirth zustande gekommen war.11 Nach einer riesigen Massendemonstration
am 25. 6. in Berlin stellten die drei Arbeiterparteien und die
freien Gewerkschaften am 27. 6. einen Katalog von „Maßnahmen zur Sicherung
der Republik und der Grundrechte des arbeitenden Volkes" für ein Gesetz
zum Schutz der Republik zusammen. Die Arbeiterparteien verpflichteten
sich, die der Regierung und dem Reichstag übermittelten Forderungen gemeinsam
durchzusetzen. Wiederum zeigte es sich, daß sich zur Erhaltung der
Republik große Massen im Reich mobilisieren ließen; „den Massenantritt der
Arbeiterbataillone vernahm Offenburg am 27. Juni. Eine über alles Erwarten
große Teilnehmerzahl zog in wuchtiger Masse vom Sammelplatz bei der Landwirtschaftlichen
Halle im Demonstrationszug vor das Rathaus" (2. 7. 22).
Der „Alte" appellierte an die Einwohnerschaft, unter der Führung der Arbeiterschaft
zusammenzustehen zum großen Entscheidungskampf, wie er im
Reichstag vorbereitet werde. Mit salbadernden Demonstrationen erreiche man
nichts: „Es muß von der Regierung gehandelt werden, um die in allen Positionen
verschanzten Feinden der Republik ihre Übermacht zu entwinden. Lernt,
ihr seid gewarnt!"

Um die Regierung unter Druck zu setzen, wurde am 4. 7. in weiten Teilen des
Reiches demonstriert. In Offenburg ließ der „Aktionsausschuß" Flugblätter
mit dem Wortlaut der Forderungen und dem Aufruf zu einer Kundgebung auf
dem Marktplatz verteilen: „Erneut rufen wir euch zum Kampfe auf, um der
Regierung zu zeigen, daß es kein Ausweichen mehr gibt, daß mit aller Energie
zugepackt werden muß, um die Mördergesellen und die ihnen nahestehenden
Elemente mit Stumpf und Stiel auszurotten".12 Nach der Schätzung des „Alten
" waren gegen 6 000 auf dem Rathausplatz erschienen. Nicht ohne Zwischenfälle
zog man durch die Stadt. Die Menge war um so mehr gereizt, als sie
Kenntnis von einem mißlungenen Attentat auf den Publizisten Maximilian
Harden und einem Bombenattentat auf das Mannheimer Gewerkschaftshaus
erhalten hatte. „Am Vormittag war schon das Rathaus nach Waffen durchsucht
worden, am Abend forderten andere Demonstranten vor dem Bezirksamt
die Herausgabe von verborgenen Waffen und Munition." Bei den
Schlußansprachen vor dem Rathaus versprach Bgm. Dr. Bührer sich für Erfüllung
lokaler Forderungen einzusetzen: „Entfernung der Fürstenbilder aus
allen Amtsräumen, Reorganisation der Polizei, Abschaffung der Fürsten-

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