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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0244
Daß Offenburg in die „verbrecherische Ruhrpolitik" einbezogen wurde, verdankte
es einem Schreiben „eines deutschen Reichsbahnbürokraten, das aus
Karlsruhe abgesandt wurde, mit der Erklärung, daß die Eisenbahndirektion
Karlsruhe wegen Kohlenmangels die Führung der internationalen Züge Paris-
Wien-Bukarest und Paris-Prag ab 30. Januar einstellt". Diese Maßnahme
stand im Widerspruch zum Versailler Vertrag, der die Wiedereinrichtung der
internationalen Beförderung regelte, und der Zusage des Reichskanzlers Dr.
Wirth, „daß eine Behinderung des Durchgangs- und des durchgehenden Verkehrs
deutscherseits nicht stattfindet" (11. 2. 23). Zur Begründung der Eisenbahndirektion
schrieb Geck: „Diese vertragsbrechende Kriegsansage der
blödköpfigen Generalität des passiven Widerstandes hatte mit einer bewußten
Unwahrheit, mit einer für jedermann offenbaren Lüge begonnen . . . Die
Kohlenlager der badischen Lokomotiv-Stationen waren damals überfüllt; insbesondere
auf den Bahnhöfen Appenweier und Offenburg lagen im Januar
1923 Kohlenmengen zu Häuf wie noch nie. Das wußten die Franzosen"
(25. 8. 24). Am 4. 2. wurde der deutschen Botschaft in Paris vom frz. Außenministerium
eine vom 2. datierte Note zugestellt, in der auf die Einstellung der
internationalen Züge hingewiesen wurde, was eine Verletzung des Artikels 367
des Versailler Vertrages darstelle. Außerdem habe der deutsche Reichskommissar
der interalliierten Marine-Kontroll-Kommission offiziell mitgeteilt,
daß alle Lieferungen an Frankreich und Belgien eingestellt worden seien. Als
Sanktion habe sich Frankreich entschlossen, den Kehler Brückenkopf bis zu
den Bahnhöfen von Appenweier und Offenburg auszudehnen (29. 7. 23.).

Am Morgen des 4. 2. rückten frz. Truppen in dem erweiterten Brückenkopf
ein. Vor der in Offenburg einrückenden Kavallerie wurden in aller Eile noch
die Lokomotiven in Sicherheit gebracht: „Um elf Uhr glich die Hauptstraße
einem Heerlager: 1 700 französische Krieger mit etwa 1 000 Rossen". Nach
Durchführung der Besetzung übergab der Brückenkopfkommandant von
Kehl dem dortigen Bahnhofsvorsteher eine Note, in der als weitere Maßnahme
die Unterbindung von Zugverkehr zwischen Appenweier und Offenburg für
den Fall angekündigt wurde, daß die Fernzüge Paris-Bukarest und Paris-Prag
nicht innerhalb 24 Stunden „wieder in Gang gesetzt sind". Da die Regierung
das mit der Begründung ablehnte, „daß die Weiterführung der Orientzüge
beim ganzen deutsche Volke Entrüstung hervorrufen würde" (30. 11. 23),
nahm das Verhängnis seinen Lauf; die Stadt wurde vom Eisenbahnverkehr
abgeschlossen: „Endstationen sind jetzt im Norden Renchen, im Süden und
Osten Niederschopfheim und Ortenberg". Nach einer Unterredung mit dem
Obersten Rey, dem Vertreter der Interalliierten Rheinland-Kommission, forderte
Geck die Reichstagsfraktion der VSPD auf, mit der Regierung wegen
der Wiederaufnahme des Schnellzugsverkehrs in Verbindung zu treten; außerdem
richtete Geck an die Reichsregierung eine Anfrage, ob sie Kenntnis von
der Note v. 4. 2. erhalten und was sie darauf geantwortet habe. Was der
Reichstagspräsident Löbe am 26. 3. 23 als Antwort übermittelte, ließ erkennen,

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