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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0245
daß sie nicht gewillt war, den Beschluß der Karlsruher Eisenbahndirektion zu
revidieren. Wie alle, die sich angesichts der harten Besatzungsmaßnahmen um
eine erträgliche Situation bemühten, wurde auch Geck denunziert und verleumdet
.

Der Ruhrkampf mußte von Reichskanzler Stresemann am 26. 9. 23 abgebrochen
werden. Seine Bilanz:14 132 Tote, 11 Todesurteile, 150 000 Ausweisungen
, zahlreiche Gefängnisstrafen, unendliches menschliches Leid. Die Verluste
der deutschen Wirtschaft wurden auf etwa 3,5 — 4 Milliarden Goldmark
geschätzt. In Offenburg wurde die Abschnürung im Eisenbahnverkehr am
12. 12. 23 beendet, nach 18monatiger Sanktion zogen die frz. Truppen am
18. 8. 24 wieder aus Appenweier und Offenburg und anderen Orten des erweiterten
Brückenkopfes Kehl ab, der selbst am 30. 6. 1930 geräumt wurde.

Die Finanzierung des Ruhrkampfes mit der Bezahlung der vom passiven Widerstand
Betroffenen und der Unterhaltung der Familien, deren Ernährer im Gefängnis
saßen, sowie die Entschädigung der Industrie für ihre Verluste, hatten
das Reich ruiniert; die Inflation war ins Uferlose gewachsen. Mit Beginn des
Ruhrkampfes hatte sich die Geldentwertung erheblich beschleunigt, um dann
zur rasenden Talfahrt anzusetzen. In Offenburg kosteten 1 500 gr Schwarzbrot
ab 11. 10. 22 noch 33,— Mark, ab 15. 1. 23 bereits 430,—, am 6. 7.
2 200,— und am 26. 7. 6 600,— Mark! Das katastrophale Ausmaß der Inflation
mit allen ihren Begleiterscheinungen führte zu einer starken Opposition
innerhalb der SPD, welche die Regierung Cuno immer noch tolerierte. „Es
gährt mächtig unter der Arbeiterschaft, die ehemaligen U.S.P. Führer wollen
jetzt die Leitung in die Hand bekommen und verhüten, daß die Partei sich mit
den schweren Sündern des kapitalistischen Bürgertums in eine .große Koalition
' einwickeln und als Mitschuldige am Ruin des Volkes und am Triumpf
des schwerindustriellen und agrarischen Betrugs sich ans Kreuz schlagen läßt
mit den eigentlichen Sündern" (5. 8. 23). In den Großstädten (,,in Baden ist
alles im alten Trab") forderten die linken Sozialdemokraten ein „Ende mit
der Leisetretereü". Der Ebert'sche Beschwichtigungsversuch könne kein größeres
Vertrauen mehr in das Cuno-Quartett hervorzaubern. Je trauriger sich
das Leben des Volkes gestalte, desto großartiger blühten die Geschäfte des
deutschen Krösus Hugo Stinnes: „Wenn der König Stinnes und die anderen
Großfürsten der Industrie nebst Agrariern so zur Steuerzahlung herangezogen
würden, wie die Arbeiter, Beamten und Geschäftsleute, dann wäre die Reparationsfrage
glatt verlaufen". Tatsächlich mußte es jedermann in die Augen
fallen, wer die Inflationsgewinner und Inflationsopfer waren: „Während jeder
Kapitalist durch die Inflation mühelos Milliarden verdient, sind es die Beamten
und Arbeiterklassen und die einstigen Mittelschichten, die die Folgen
der Inflation zu tragen haben" (19. 8. 23).15

Hatten die Sozialdemokraten am 10. 8. anläßlich eines Mißtrauensantrags der
Kommunisten gegen das Kabinett Cuno dieses noch gestützt, sahen sie sich

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