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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0251
ler vom 26. 4. noch etwas Positives: „Der Kandidat der Militaristen und
Höflinge erhielt 14,6 Mill. Stimmen, die republikanischen Bewerber Marx und
Thälmann 13,7 bzw. 1,9 Millionen. Der Sieg ist also einer republikanischen
Minderheit zugefallen. Mit der Errichtung eines Kaiserreichs ist es nichts in
Deutschland" (3. 5.). Es fällt auf, daß Geck über die Wiederaufstellung von
Thälmann kein kritisches Wort verlor.

In Anbetracht dessen, daß der „Alte" am 19. 4. nochmals vor der Wahl des
alten Soldaten mit dem Mahnruf gewarnt hatte: „Wehe dem deutschen Reiche
!", bedeutete der Hinweis auf den „Sieg der Minderheit" einen schwachen
Trost.

Zu der politischen Niederlage gesellten sich in der 2. Hälfte des Jahres schwere
und ausgedehnte Arbeitskämpfe, von denen hauptsächlich das Baugewerbe
und die Textilindustrie erfaßt wurden. Was der Reichstag im August vor den
Sommerferien über die Einführung von Schutzzöllen auf landwirtschaftliche
und industrielle Erzeugnisse beschlossen hatte, verhieß nichts Gutes: „Als Sieger
gehen Schwerindustrielle und Agrarjunker in die Sommerfrische. Der
Zolltarif, den sie durch eine parlamentarisch grausame Vergewaltigung der
Vertretung der Verbraucher, also der Mehrheit des Volkes, durchsetzten, ist
ein .Aufwertungsgesetz' für die Reichsten. Der Schutzzoll schützt die Geldmagnaten
, das Ermächtigungsgesetz gibt der Regierung dieser Geldsackinteressengemeinschaft
die Macht, Handelsverträge ohne die Volksvertretung
abzuschließen" (16. 8. 25). Dementsprechend fiel das „Stimmungsbild im
Novembernebel" (15. 11.) aus: „Der Jahrestag der deutschen .Revolution' ist
hier sang- und klanglos vorüber gegangen". Keine Veranstaltung habe an den
9. 11. erinnert: „Es tritt stumme Resignation der Verzweiflung an die Stelle
revolutionärer Kampfeslust".

Für die Enteignung der Fürsten: „Sie büßen alle nicht wie das Volk"

Geck konzentrierte seine persönliche Kampfeslust auf den Feldzug gegen eine
Fürstenabfindung, die durch die Gerichte selbst Fürstenhäusern zuerkannt
wurde, die einmal vertraglich darauf verzichtet hatten. Den Löwenanteil beanspruche
das Haus Hohenzollern: „Vom einstigen Strauchrittertum hat's
dieses Gottesgnadentum durch mühelose Arbeit und fremde Blutopfer zu etwas
gebracht. Der kaiserlichen Majestät geht's auch heute nicht schlecht . . .
Die Braunschweiger, die Wittelsbacher etc. sind auch vollwertige Rentnerjubi-
lanten, aufgewertet bis zum Zerplatzen. Sie büßen alle nicht wie das Volk, das
von ihnen infolge des Krieges betrogen wurde. Die sogenannte (!) Revolution
ist das Schweineheil der abgetakelten Fürsten gewesen, die 1918 dem Volke
aus der Hand gefuttert hätten" (29. 11. 25). Der Winter war kritisch geworden
: „Arbeitslosigkeit ist das furchtbare Gespenst derzeitiger Krise im Zeichen
des Zolltarifs", schrieb der „Alte" am 13. 12. und fragte: „Welche
Weihnacht soll das werden? Das Heer der Arbeitslosen wächst und wird unru-

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