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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0265
Gesetzgebung" (2. 7.). Doch Geck goß gleich etwas Wasser in den Wein, indem
er auf eine Veröffentlichung des Karlsruher „Volksfreund" Bezug nahm,
den er übrigens nach einer maliziösen Bemerkung im „Alten" v. 14. 5. nicht
regelmäßig las, worin „gegen angebliche Vorstöße in der Konstruktion dieses
Einheitsstabes" polemisiert und der Eindruck erweckt wurde, daß die szd.
Partei sich in dieser Front nicht behaglich fühle: „Das Mißtrauen gegen die
Zuverlässigkeit des linken Flügels ertönt so scharf aus den Zeilen, daß die
Hoffnung auf eine proletarische Einheitsfront in dieser Wahlschlacht wieder
erschüttert ist. Jubel herrscht jedenfalls im Stabe des Hakenkreuzes" (2. 7.).
Der Querschuß richtete offenbar keinen Schaden an, denn am 15. 7. marschierten
über tausend Teilnehmer durch die Stadt, um vor der Gefahr einer
braunen Diktatur zu warnen.

Bei einem Halt vor dem neuen Kriegerdenkmal begrüßte der Vorsitzende der
Aktionsgemeinschaft Heinzmann die versammelte Menge. Für die beiden soz.
Parteien sprach Geck, der Offenburg unter Hinweis auf die Ereignisse von
1848/49 als einen Hort der Demokratie pries, für die KP Stadtrat Richard
Bätz. So richtig wollte das mit der Einheitsfront noch nicht klappen, denn
Geck monierte, daß abends eine Mannheimer Kommunistin bei einem gut besuchten
Russenkonzert gegen die Sozialdemokratie polemisiert habe.

„Der 31. Juli ist ein grausamer Lostag für die Völker Europas"

Das Heer der Arbeitslosen war auf 6 Millionen angestiegen, und viele Menschen
waren für die Propaganda der NSDAP empfänglich, die alles soziale
und wirtschaftliche Elend der „Erfüllungs-Politik" der SPD und des Zentrums
anlastete und für die Notverordnungen Brünings mit der Kürzung der
Löhne und Gehälter, dem Abbau sozialer Errungenschaften die SPD mitverantwortlich
machte. Der „Alte" knüpfte in seinem Wahlappell v. 11. 6. an
diese Propaganda an, wenn er eindringlich auf die Bedeutung des 31. Juli hinwies
: „Ein Tag des Unheils für das deutsche Volk, wenn es sich in seiner wirtschaftlichen
Notlage blenden und dazu verleiten läßt, das demokratische
Selbstverwaltungsrecht der Reichsbürgerschaft zugunsten einer Diktatur abzuschaffen
, unter das Joch des preußischen Junkeradels und der kriegerischen
Kaste sich zu beugen, einer faschistischen Mussolini-Gewalt für Jahrzehnte
auf Gnade und Ungnade auszuliefern. Der 31. Juli ist ein grauenvoller Lostag
für die Völker Europas. Wer in Deutschland sein Wahlrecht zu einem Racheakt
der Verzweiflung mißbraucht, übernimmt die Verantwortung für ein
schauerliches Blutgericht zum Verderben des eigenen Volkes".

Aber aus den beschwörenden Worten sprach bereits die Ahnung von dem Unausweichlichen
. Was noch Rückhalt und Standfestigkeit verleihen konnte,
war die sozialdemokratische preußische Bastion: „Die preußische Regierung
sitzt noch fest im Sattel, obschon Otto Braun die Ministersessel zur Verfügung
stellte. Der Präsident befindet sich im Urlaub und die vorbereitete Verord-

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