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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0266
nung zur Sicherung der Zahlungsfähigkeit des Preußenlandes ist erschienen.
Damit besteht keine dringende Gefahr für die Beseitigung der Regierung und
deren Ersetzung durch einen faschistischen Diktator". Doch am 20. Juli setzte
die Regierung Papen die geschäftsführende preußische Regierung ab; der
Reichskanzler wurde zum Reichskommissar für Preußen ernannt. Bei diesem
Staatsstreich ließen sich die höchsten Beamten im Polizeipräsidium verhaften.
Innenminister Severing wollte nur der Gewalt weichen, die wunschgemäß in
Gestalt eines Leutnants mit 12 Mann ins Haus kam. Gegen den verfassungswidrigen
Gewaltakt wurde keinerlei Widerstand geleistet. Geck war sich über
die Tragweite des Ereignisses im klaren: „Schon ist der größte deutsche Bundesstaat
geknebelt worden", kommentierte er im Artikel: „Im Zeichen der
Diktatur des Säbels und Hakenkreuzes", aber er verliert kein Wort darüber,
daß die szd. Führer das preußische Bollwerk mit seiner schlagkräftigen Polizei
widerstandslos preisgaben.34 Der sonst so kritische „Alte" raffte sich nur zu
der Frage auf: „Und der enttäuschte Philister zieht die Schlafmütze ab: Wo
steckt der Beschützer der demokratischen Verfassung, Reichspapa von Hin-
denburg?" (23. 7. 32). Am 9.1. hatte das Blatt noch über eine gewaltige
Volksdemonstration in Berlin berichtet, welche die „Eiserne Front" gegen das
„Reichskabinett der Barone von Hitlers Gnaden" veranstaltete, aber diese
Kundgebung hatte Papen offensichtlich nicht beeindrucken können, und Hitler
konnte aus dem widerstandslosen Ablauf des Staatsstreiches seine Schlüsse
ziehen.

Die Wahlen vom 31. 7. brachten den Nationalsozialisten gegenüber der
Reichspräsidenten-Wahl vom 10. 4. einen Zuwachs von 327 000 Stimmen; ihr
Anteil an den gültigen Stimmen betrug 37,3%, an der Zahl der Stimmberechtigten
31 %. Im Reichstag verdoppelten sie ihren Anteil und zogen nun mit 230
Abgeordneten ein. Die SPD erhielt 21,6%, die KP 14,3% der Sitze. Die
NSDAP stellte jetzt mit Abstand die stärkste Fraktion und verfügte über 8 Sitze
mehr als SPD und KP zusammen. Kommentar des „Alten": „Die Reichstagswahl
hat dem nazischen Faschismus nicht den ersehnten Erfolg gebracht. Den
Nazen ist die absolute Macht versagt worden, der Marxismus steht unerschüttert
, sein kommunistischer Flügel ist bedeutend gestärkt worden". Durch die
Wahl war Hitler praktisch als Kanzlerkandidat nominiert worden, aber Hin-
denburg war nicht gewillt, ihm die gesamte Staatsgewalt zu übertragen, und
Hitler nicht geneigt, das Amt eines Vizekanzlers in einer Regierung Papen anzunehmen
.

Bei der Eröffnungssitzung des Reichstags am 30. 8. wurde Göring mit den
Stimmen seiner Parteigenossen, des Zentrums und der Bayerischen Volkspartei
zum Präsidenten, Esser (Zentrum) zum Vizepräsidenten gewählt. Geck beschuldigte
die KP, die Wahl von Löbe (SPD) als Vizepräsident durch Aufstellung
des eigenen Kandidaten Torgier verhindert zu haben: „Das heißt .einheitliche
Arbeiterfront!' " (3. 9.); das gleiche Verhalten habe sie bei der Wahl
der Schriftführer gezeigt. Die Handlungsweise der KP muß ihn vorüberge-

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