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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0269
nem Parteimitgliedsbuch in der Tasche, im Auftrage und unter Kontrolle dieser
Parteiabgeordneten zu solch einem Verbrechen auserkoren worden sein!"

Offenburger in ,,Schutzhaft"

Der „Alte" zog eine historische Parallele zu den Attentaten im Jahre 1878 auf
Kaiser Wilhelm, die Kanzler Bismarck die Handhabe für ein Ausnahmegesetz
gegen die Sozialdemokraten boten: das Attentat von Nobile am 2. Juni „mußte
das Wolff sehe Telegraphenbüro ... an die Rockschöße der Sozialdemokratie
hängen". Die Wahl am 30. 7. 1878 habe eine Mehrheit für das Ausnahmegesetz
gebracht, aber nach 12 Jahren sei Bismarck's Herrlichkeit beendet
gewesen: „Die Sozialdemokratie triumphierte". Offensichtlich hatten sich
führende Sozialdemokraten bereits mit der Entwicklung abgefunden: „Nach
Hitler kommen wir, und es werden wieder die deutschen Republikaner und die
deutschen Arbeiter sein, die einen Scherbenhaufen aufräumen müssen", hatte
der Reichsbannerführer Höltermann auf einer Tagung verkündet (25. 2.). Das
bedeutete die kampflose Kapitulation vor dem Faschismus. „Möge der Schutz
der Volksrechte bei der morgigen Reichstagswahl in der alten Demokratenstadt
eine tapfere Verteidigung finden!", wünschte der „Alte" am 4. 3., aber
5 Zeilen in der gleichen Ausgabe kündeten davon, daß es mit historischen Appellen
nicht getan war: „Heute morgen wurden hier in Massen Mitglieder der
kommunistischen Partei in Schutzhaft genommen. Aus dem Uhlgraben- und
Kasernenrevier wurden sie mittels des Feuerwehrwagens in das Gefängnis gebracht
". Die Verhaftungen erstreckten sich auch auf den Bezirk, denn der
„Alte" berichtete, daß man auch zwei mit dem Feuerwehrauto aus Durbach
abholte. Unter den „Schutzhäftlingen" befanden sich Mina Döserich und Richard
Bätz vom Stadtrat; die letzten der 31 Verhafteten wurden am 9. 3. entlassen
(11. 3.).36

Die Wahl am 5. März brachte der NSDAP im Reichstag 288 von 647 Mandaten
, also nicht die absolute Mehrheit. Dazu kamen aber die 53 Mandate der
Deutschnationalen Volkspartei. Die SPD zog mit 120 Mandaten in den
Reichstag ein, die Kommunisten nur noch mit 81: „Die auf demokratischem
Wege erfolgte Ausgestaltung des Reichsparlamentes hat dem neuesten Reichskabinett
der .nationalen Konzentration' eine Vertrauenskundgebung des Volkes
verschafft; Kanzler Hitler hat gesiegt" (11. 3.).

In Baden übertraf die NSDAP mit 45,4% der abgegebenen Stimmen den
Reichsdurchschnitt, blieb aber auch hier unter der absoluten Mehrheit, was
den „Alten" in seinem historisch begründeten Optimismus bestärken konnte:
„Wer die Geschichte unseres Landes kennt, verzagt nicht. Das badische Volk
erringt sich seine gesetzliche Freiheit wieder". Mit 4 765 Stimmen setzten sich
die Nationalsozialisten in Offenburg an die Spitze, zweitstärkste Partei wurde
das Zentrum mit 3 215 Stimmen; die Kommunisten verloren, rangierten mit
1 193 aber immer noch vor den Sozialdemokraten mit 893. NSDAP (42%)

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