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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0289
gart nach München berufene Professor Theodor Fischer gewidmet. Mit Fischer
zusammen arbeitete Borst von 1908 bis 1910 für die Terraingesellschaft
Neu-Westend an der Standartisierung und Ökonomisierung von Wohnungsgrundrissen
im Geschoß wohnbau. Angestrebt waren helle, mit guten sanitären
Einrichtungen ausgestattete, gut zu durchlüftende Wohnungen, die möglichst
in einer Nordsüd-Achse liegen sollten, um die Zimmerfenster nach
Osten und Westen orientieren zu können. Es setzte sich in dieser Zeit ein
Grundriß durch, der die Wohnungen von einem mittleren Flur aus erschloß,
nach einer Seite lagen Bad/WC und die Küche, eventuell mit einem kleinen
Balkon, nach der anderen Seite die Wohn- und Schlafräume. Vor dem Hintergrund
gründerzeitlicher Mietskasernen, deren Grundrisse von den in die Tiefe
gestaffelten Hinterhäusern stark beeinflußt waren, waren solche Wohnungen
der entscheidende Fortschritt in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg.

Noch bis zum Ausbruch des Krieges baute Bernhard Borst als selbständiger
Architekt und Bauunternehmer zahlreiche Einfamilien- und Reihenhäuser,
für deren Gestaltung er 1913 bei der Leipziger Baufachausstellung mit einer
Silbernen Medaille ausgezeichnet wurde. Erst ab 1923 sollte Borst seine Überlegungen
und Erkenntnisse der Vorkriegszeit über die Mietwohnung in die Tat
umsetzen.

Der Erste Weltkrieg hatte verheerende Folgen auch für die Wohnraumsituation
im damaligen Deutschland. Zum einen war der Weiterbau von Häusern
zum Erliegen gekommen, zum anderen führte die volkswirtschaftliche Situation
sowie die zunehmende Gründung kleiner, selbständiger Haushalte zu einem
gesteigerten Bedarf vor allem an preiswerten Kleinwohnungen.

Die erste, noch in München 1918 begonnene Kleinsiedlung „Alte Heide" wurde
unter der Leitung von Theodor Fischer errichtet, um dieser Wohnungsnot
wirksam zu begegnen. Bernhard Borst, der inzwischen den Schritt vom planenden
Architekten zum ausführenden Bauunternehmer vollzogen hatte, arbeitete
an dieser Kleinsiedlung mit. Bis 1923 wurde sein Unternehmen, das unter
dem Motto „Borst baut Häuser" an zahlreichen Nachkriegssiedlungen beteiligt
war, zu einem der größten Baubetriebe Münchens. Eine geplante Verlegung
seiner Werkstätten und Läger für Baumaterial veranlaßte im Frühjahr
des Inflationsjahres 1923 den nunmehr vierzigjährigen erfolgreichen Offenburger
zum Ankauf eines großen Grundstückes an der Dachauerstraße im
Münchner Nordosten.

Gefördert durch Mittel des Wohnungsbauprogramms, entstand dort von 1924
bis 1929 eine Siedlung mit 77 drei- bis viergeschossigen Häusern mit zusammen
772 Wohnungen. Die Anlage, die in einem Wettbewerb nach Fertigstellung
den Namen „Borstei" erhielt, ist Borsts Lebenswerk. Nachher baute er
nichts Neues mehr, sondern widmete sich ausschließlich der Betreuung der
Siedlung, in der er nach dem Zweiten Weltkrieg schließlich auch eine Wohnung
bezog und bis zu seinem Tode 1963 lebte.

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