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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0313
Jungfrauen Katharina und Agatha Widerstetter 157658 stifteten. Außerdem
benötigte sie einen Kirchturm und Glocken sowie einen Friedhof, den eine
Mauer umschloß.

1581/82 wurde der Turm mit Unterstützung der Obrigkeit erhöht, jedoch ohne
Helm, dessen Aufrichtung man den Nachkommen überlassen wollte. Er
war 78 Werkschuh (23,4 m) hoch und mit einem „zweigiebligen" Dachstuhl
nach oben abgeschlossen59. An ihm brachte man auch ein Ziffernblatt an
(,,Daffel") mit Zeiger und eine Schlagglocke.60 Wieviel Glocken die Kirche
zählte, weiß man nicht. Erhalten blieb aus jener Zeit die „Osianna", die 1599
in der Kreuzwoche sprang und danach von Hans Jakob Miller in Straßburg
neu gegossen wurde.61

Der Besitz einer Pfarrkirche festigte das Selbstbewußtsein der Acherner, denn
nun besaß der Marktflecken einen religiösen Mittelpunkt, so daß ihm nichts
mehr fehlte, um als vollgültiger Ort angesehen zu werden. Aber mit der Mehrung
des Ansehens und den Erleichterungen für die Bewohner war auch eine
große Last verbunden, die durch die folgenden Jahrhunderte hindurchzuschleppen
war: nach dem damaligen Kirchenrecht hatte die Gemeinde die
Baupflicht für das Schiff der Kirche. Der Chor gehörte in die Zuständigkeit
des Collators, des Propstes (Abtes) von Allerheiligen und zwar nicht nur der
Raum sondern auch seine Einrichtung. Noch schwieriger war das Problem des
Turmes. Da er sich über dem Chor erhob, schloß man, daß der Collator auch
für seinen Zustand verantwortlich sei und die Baupflicht für ihn habe, eine
kostspielige Sache gar in Kriegszeiten. Da der Abt von Allerheiligen erklärte,
weder den Chor der Kirche, noch den Turm erbaut zu haben, weigerte er sich,
für die Kosten zu ihrer Unterhaltung aufzukommen. Daraus entstanden viele
Rechtsstreitigkeiten zwischen ihm und der Gemeinde, die für die Sicherheit
der Kirchenbesucher verantwortlich war.

1604 gefiel das Satteldach der Kirche nicht mehr. Man gab dem Turm einen
Helm, eine spitz zulaufende pyramidale Holzkonstruktion von 80 Schuh (=
24 m), so daß die Gesamthöhe bis zum Kreuz 47,40 m war. Die Kosten dieser
Änderung beliefen sich auf 1 200 fl. Sie sollten bezahlt werden aus den Gefällen
der Kirche, aus einer Steuer der Obrigkeit sowie aus Spenden von Bürgern
besonders von „gutherzigen Frauen". Außerdem bemühte sich die Gemeinde
die 300 fl Buße zu bekommen, die der Oberacherner Bürger Michel Schäfer

58 Dieser Taufstein war nach dem Bau der neuen Kirche entfernt worden und lag unbeachtet, mit Blumen bepflanzt
, in einem Garten, bis ihn Stadtpfarrer Dr. Jehle käuflich erwarb und restaurieren ließ. Heute steht er
im Glockenhaus der Pfarrkirche und dient als Weihwasserbecken. Der Taufstein der Johanneskirche wurde
1966 bei Grabungen vor der Kirche gefunden. Er sollte hergerichtet werden, wurde aber gestohlen

59 GLA 229/189 Schreiben des Heimburgen etc. vom 20. 2. 1604

60 F.J. Mone, Quellensammlung der badischen Geschichte. 3. Bd. Karlsruhe 1863. Jahresgeschichten der Stadt
Achern von 1548—1637

61 F.J. Mone, a.a.O. — Die Glocke mußte während der beiden Weltkriege nicht abgegeben werden

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