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den. Und sollen auch die botten, vögt, Schultheißen und heimburgen ir achtung barauf haben und
die übertretter zu gebürender straff bringen, welches straffgelt jederzeit hausarmen leuten umb
gottes willen ußgetheilt werden soll."

Pfarrei und Gemeinde

Wohl am stärksten wird der Unterschied zu heute im Verhältnis der Pfarrei
zur Gemeinde deutlich. Beide bildeten bei aller Selbständigkeit eine Einheit.
Aus den jährlichen Abrechnungen der Bürgermeister79 läßt sich ersehen, daß
die Gemeinde einst Aufgaben übernahm, die heute ausschließlich in den Bereich
der Pfarrverwaltung gehören, und der die Einnahmen und Ausgaben
überprüfende Beamte der Regierung in Offenburg nahm daran keinen Anstoß
.

Daß die Gemeinde dafür sorgte, daß die Kirchenuhr ging und daß sie von Zeit
zu Zeit von einem Offenburger Uhrmacher gereinigt wurde, ist selbstverständlich
, zeigte sie doch den Bewohnern an, welche Uhrzeit es ist. Jeden Abend
mußte um 9 Uhr der Mesner die Glocke läuten, damit die Wirtshausbesucher
wußten, daß sie heimzugehen hatten. Dafür erhielt er jährlich von der Gemeinde
ein Entgeld von 2 fl. Da die Glocken ein kostbares notwendiges Gut
waren, ließ sie der Bürgermeister bei Kriegsgefahr in Seebach verstecken.
Aber er sorgte auch dafür, daß das Weihwasserbecken ausgebessert und die
Altarbilder gereinigt wurden, daß die Weihnachtskrippe aufgestellt und am
Karfreitag das hl. Grab aufgeschlagen wurde, für dessen Beleuchtung er
Baumöl kaufte. Im Auftrag der Gemeinde führte der Pfarrer Wallfahrten
durch und bekam dafür eine Vergütung. Und wenn an Christi Himmelfahrt
die Flurprozession nach St. Johann in Oberachern zog, dann gab es anschließend
für Pfarrer, Vogt, Zwölfer und Sänger dort im „Rössel" ein Vesper, bevor
man sich wieder auf den Heimweg machte. Ein besonderes Ereignis war
für die Acherner die Prozession an „Corporis Christi" (Fronleichnam). Die
Gemeinde ließ die Stationsaltäre aufstellen und schmücken; sie kaufte Pulver
zum Böllerschießen (10 Pfund und mehr), und nach Abschluß der Prozession
gab es in einer der Acherner Wirtschaften eine „Zöhrung" für Pfarrer, Frühmesser
, Vogt, Zwölfer und Bürgermeister, dazu die „Singer", Engel und Fahnenträger
, wobei allerdings auf eine Abstufung im Hinblick auf das Gebotene
geachtet wurde. Die Rechnung für das Verzehrte betrug 1737 34 fl 12 ß und 6
Pfennige.

Zu den Aufgaben der Gemeinde gehörte auch die Sorge für die Beerdigung der
Toten. So bestimmte das Oberacherner Dorfbuch (vermutlich nach 1525):
„Wenn jemand stirbt, dann sollen die beiden Nachbarn das Grab machen, seien
sie reich oder arm. Die nächsten vier sollen helfen die Leiche anzuziehen,
den Totenbaum (Sarg) machen und den Toten hineinlegen, den Leichenwagen

79 Die Angaben sind den Bürgermeisterrechnungen des 18. Jahrhunderts entnommen. Sie werden im Stadtarchiv
Achern aufbewahrt

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