http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0342
Die Teufelskanzel am Urenkopf
Aufn. Kurt Klein
Im Volke wird erzählt, daß dieser Felsen einmal eine Heimstätte des Teufels
gewesen sei, der sich in vielerlei Verkleidungen und Verstellungen den Fuhrleuten
unten auf der Straße näherte und mit ihnen allerlei Schabernack trieb,
vor allem in dunklen, stürm- und regengepeitschten Nächten. Besonders abgesehen
hatte er es auf die fluchenden Fuhrknechte, um deren Seele er gerne
feilschte. So zog eines Tages ein Schwabe mit einem hochbeladenen Wagen
das Kinzigtal hinauf. Unterhalb der Teufelskanzel stellte der Böse den frohgelaunten
Fuhrmann und bot ihm im Gespräch einen Vertrag an, der ihn sehr
schnell zu einem reichen Fuhrhalter machen sollte. Der Teufel versprach ihm
sogar ein sorgenfreies Leben bis zum Ende seines 60. Lebensjahres. Dafür
allerdings wollte er die Seele des Mannes haben. Man wurde bald handelseinig
, und der Schwabe setzte mit seinem eigenen Blute drei Kreuze als Unterschrift
unter den Vertrag. Bald löste der Teufel sein Versprechen ein, und der
Fuhrknecht wurde reich und angesehen. Jahrzehnte vergingen darüber, und
der Mann vom Schwabenland dachte nicht mehr an seinen Pakt. Doch als er
gegen Ende seines 60. Lebensjahres mit dem Pferdewagen wieder an der Stelle
beim Felsen vorbeifuhr, forderte der Teufel seinen Teil. Kurzentschlossen
trieb der Fuhrmann mit seiner Peitsche die Tiere zur größten Eile an, um
schnell über die nahe Bistumsgrenze beim Gschweihloch zu kommen. Dort
glücklich angekommen, rief er zurück, daß der Vertrag auf dem Gebiet des Bischofs
von Straßburg unterschrieben worden sei. Jetzt aber befinde er sich auf
dem Konstanzer Territorium, und deshalb habe die Abmachung keine Gültigkeit
mehr. Der geprellte Teufel verschwand im Wald und ward nie mehr gesehen.
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