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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0362
Freiburger Malerinnen Crescentia Stadler und
Marie Jacquot sowie die Faßmaler und Vergolder
B. Bilger aus Ringsheim, X. Kopp in Euenheim
(in Fegersheim tätig) und J. M. Schmadel
aus Vorarlberg.

Eine ikonographische Untersuchung der
Decken- und Altarbilder übernimmt H. Wischermann
. Für das 18. Jahrhundert wird
Ortschronist Machleid ausführlich zitiert, zur
jüngeren Baugeschichte gibt E. Weis weitere
Daten.

Der zweite Teil befaßt sich mit der Geschichte
der Pfarrei. Die Zeit bis zum Beginn des 19.
Jahrhunderts behandelt H. Kewitz, ebenso
frühere Kirchenbauten, Kapellen, Friedhof,
Glocken, religiöses Leben im Kirchenjahr sowie
die ehemalige jüdische Gemeinde. In die
Beschreibung der übrigen kirchlichen Bauten,
Kapellen und steinernen Bildwerke teilen sich
der gleiche Verfasser und der Herausgeber. Die
lange Liste der Pfarrer stellt H. Kewitz zusammen
.

Ein besonderes Kapitel gilt dem Ettenheimer
Priester Friedrich Werber und seiner Rolle als
Publizist im Kirchenkampf (R. Furtwängler).
Pfarrer B. Kleiser spricht von der Arbeit in der
katholischen Gemeinde, Pfarrer E. Günther
von der jungen evangelischen Kirchengemeinde
, M. Winterhalter von der Pfarreifiliale
Ettenheimweiler.

Der 3. Teil des Bandes bringt mehrere Spezial-
themen. Eine Kurzfassung der Geschichte der
Christianisierung der Ortenau als Teil des Bistums
Straßburg gibt Kirchenhistoriker Wolfgang
Müller. Die Frage nach den lokalen Ursachen
der Plünderung des Klosters Ettenheim-
münster durch die Bauern 1525 sucht anhand
der Quellen Hans Schadeck zu beantworten. In
das bisher kaum bekannte Kapitel der Wiedertäuferbewegung
, in Euenheim ab 1530 für ein
halbes Jahrhundert nachzuweisen, bringt
Wolfgang Schwab einiges Licht. Jörg Sieger
verfolgt die Haltung des Bischofs Kardinal Ro-
han von 1790 bis 1803, von der Emigration in
den rechtsrheinischen Teil seines Bistums bis
zum Tod. Allerdings erscheinen die Ereignisse
in einer Auswahl, die die Glanzlichter hervortreten
läßt, unerwähnt bleiben die gefährlichen
militärischen und politischen Konsequenzen,
die Frankreich angesichts der Konzentration
von Emigrantentruppen im Gebiet um Euenheim
zu ziehen drohte und deren Abzug der
Kaiser erst durch Druck auf den Bischof erreichte
, auch die Mahnungen des Juweliers
Bassange, eines der Gläubiger aus der Halsbandaffäre
, die bei dem hochverschuldeten
und auf großem Fuße lebenden Kardinal auf
taube Ohren trafen.

Einen interessanten Versuch, den ehemaligen
Bestand der Bildteppiche aus Rohanschem Besitz
zu rekonstruieren und — ohne greifbares
Resultat — ihren Verbleib zu ermitteln, unternahm
Dieter Weis. Er kann zwar die Beschreibungen
und die Geschichte des Wappenteppichs
im Rathaussaal sowie des Straßburger
Gegenstücks im dortigen Rohanschloß geben.
Doch das Schicksal der verschollenen Bildteppiche
, eine Zeitlang in Mannheim, später im
privaten Besitz des badischen Hauses, war
auch in Kenntnis des von Jean Daniel Ludmann
, Straßburg, mitgeteilten Forschungsstandes
nicht zu klären; sie werden in Schloß
Salem vermutet. Eine Forschungslücke
schließt Rene Kopff, Molsheim, mit einem Beitrag
über Musiker und Komponisten und ihre
Werke aus dem Umkreis der Rohans und über
die bischöfliche Förderung der Musik. Quellenbelege
zur Geschichte des Orgelbaus in und
um Ettenheim seit der Zeit des aus dem Erzgebirge
nach Straßburg gezogenen Andreas
Silbermann legt B. Sulzmann in seinem Beitrag
vor und beschreibt ein gutes Dutzend Orgeln
des 18. und frühen 19. Jahrhunderts.
Um das Reichenauer Verbrüderungsbuch aus
dem 9. Jahrhundert mit Namen von Mönchen
aus Ettenheimmünster, um Landelinlegende
und Aufklärung und um das heutige Verhältnis
der Wissenschaft zur Heiligenverehrung
führt Ludwig Greber ein anschauliches Gedankenspiel
. Die Geschichte Wallburgs als Pfarreifiliale
stellt E. Schwendemann ausführlich
dar.

Der Band ist gut illustriert und enthält seltene
Reproduktionen zur Geschichte der Kirche
und der Bildteppiche. Er hat mehrfache Qualitäten
als wichtiger Beitrag zur Orts- und Kirchengeschichte
Euenheims und Umgebung,
zur Geschichte des ehemaligen rechtsrheinischen
Teiles der Diözese Straßburg und der
Kunst in der Ortenau und im Gebiet des mittleren
Oberrheins. Größere kunsthistorische Zusammenhänge
werden angedeutet oder aufgehellt
. Damit reicht auch die Bedeutung der
wichtigsten Beiträge über den lokalen Rahmen
hinaus. Sie werden mit ihren ausführlichen
Quellenangaben die künftige weiterführende
Forschung erleichtern, etwa über stilistische
Zusammenhänge mit der Vorarlberger Schule
und über französische Einflüsse in Architektur
und Ausstattung sowie über die Bildteppiche.
Die bereits vorliegende wichtige Arbeit Hermann
Brommers über Pfunners Heiliggrab
Theatrum (Barock in Ettenheim: Das Heilige
Grab der Stadtpfarrkirche in: Die Ortenau
61./1981, S. 103—117) fand hier leider keinen
Platz.

C. H. Steckner

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