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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0367
Thomas Schnabel (Urs».). Die Machtergreifung
in Südwest de u Ischl and. Das
Ende der Weimarer Republik in Baden
und Württemberg 1928—1933.

Stuttgart 1982 (= Schriften zur politischen
Landeskunde Baden-Württembergs, 6. Hrsg.
von der Landeszentrale für politische
Bildung).

Lokalmodelle nationalsozialistischer
Machtergreifung. Dokumente — Bilder
— Unterrichtsmodelle.

Hrsg. von Thomas Schnabel im Auftrag der
Landeszentrale für politische Bildung Baden-
Württembergs. Heidelberg 1983.

Der Waschzettel klingt verheißungsvoll: „ Dieses
Buch beschreibt erstmals umfassend den
Niedergang der Weimarer Republik und den
Weg der Nationalsozialisten zur Macht im
deutschen Südwesten." Doch die umfassende
Darstellung zu den Ereignissen in Baden und in
Württemberg („der deutsche Südwesten" ist
kein historischer Begriff, allenfalls ein Vorgriff
auf die Zeit nach 1952!) ist diese Publikation
der Landeszentrale für politische Bildung
nicht, sondern höchstens eine Aufsatzsammlung
zu einigen, aber längst nicht allen wichtigen
Themen jener Jahre. Zudem wird in der historischen
Begriffsbildung die Zeit nach dem
30. Januar 1933 als „Machtergreifung", die
Zeit davor dagegen als „Auflösung der Weimarer
Republik" bezeichnet, um deutlich zu
machen, daß neben den Nationalsozialisten
andere politische Gruppen ein gerütteltes Maß
an Verantwortung für den Niedergang der ersten
deutschen Demokratie trugen. „Originäre
und schwierige Studien" — so der Waschzettel
weiter — seien nötig gewesen (für welche ernsthaften
historischen Arbeiten gilt das eigentlich
nicht?), von denen die zur badischen Geschichte
hier vorgestellt werden sollen.
E. O. Bräunche untersucht „Die NSDAP in
Baden 1928—1933" (stark gekürzte Fassung
seines Aufsatzes in der ZGO 1977,
S. 331—375), d. h. Struktur und Agitation der
Partei und ihrer Organisationen besonders in
Wahlkämpfen. So wurde z. B. eine Wahlveranstaltung
der SPD in Offenburg mit Minister
Remmele im August 1930 von nationalsozialistischen
Störern „gesprengt" (S. 26). Der
Autor führt Oberkirch und Bühl (S. 28) als Belege
dafür an, daß es der NSDAP bei der
Reichstags wähl 1930 gelungen sei, auch in die
gegen den NS-Bazillus weitgehend als immun
geltende Wählerschaft des Zentrums einzubrechen
. Die Erfolge der NSDAP in Kehl, 1930
mit 44,1 % stärkster Amtsbezirk der Partei,

erklärt der Autor neben der landwirtschaftlichprotestantischen
Prägung vor allem mit der
französischen Besatzungszeit. Über die NS-
Notgemeinschaft um Karl Lenz und Felix
Wankel in Lahr, einer innerparteilichen Opposition
, von der sich die Gauleitung distanzierte,
hätte der Leser, wie von vielen anderen nur angerissenen
Themen in diesem Aufsatz, gern
mehr erfahren.

Die Rolle der NSDAP im badischen Landtag
nach der Wahl von 1929 untersucht H. W.
Schondelmaier. Sehr instruktiv ist seine Darstellung
der Vorgänge innerhalb der Fraktion
und ihres Vorgehens im Landtag, z. B. ihrer
Taktik der provozierten „Tätlichkeiten und
Beleidigungen als Mittel der politischen Auseinandersetzungen
" (S. 99 ff.).
R. Allgeier beschreibt die badische Wirtschaft
1928—1933. Er arbeitet die Probleme Badens
als Grenzland heraus und macht deutlich,
welch bittere Not in vielen Teilen Badens während
der Weltwirtschaftskrise herrschte. Gerade
an diesem und dem entsprechenden Aufsatz
über Württemberg wird klar, wie wenig berechtigt
es ist, von einem deutschen Südwesten
zu sprechen.

Zwei Aufsätze behandeln die evangelischen
Landeskirchen (J. Thierfelder, E. Rohm) und
die katholische Kirche in Baden und in Württemberg
(J. Köhler).

Wahlergebnisse und Wählerbewegungen stellt
E. Schanbacher auf äußerst knappen Raum in
seinem Artikel „Das Wählervotum und die
'Machtergreifung' im deutschen Südwesten"
zusammen. Wer hier eine Quintessenz erwartet
, wird enttäuscht, das Thema „Machtergreifung
" wird überhaupt nicht behandelt.

Die „Lokalmodelle ..." stellen von Lehrern
verschiedener Schularten erarbeitete Unterrichtsmodelle
vor, die von der Landeszentrale
für politische Bildung in einem Wettbewerb
ausgewählt wurden. Darunter befindet sich eine
für die 10. Klasse der Realschule geplante
Einheit über „Die nationalsozialistische Machtergreifung
im Oberrheinischen Ried" von
Kurt-Dietrich Mroßko. Sie umfaßt thematisch
die Wirtschaftskrise, die Machtübernahme bis
zum l. Mai 1933 und die ersten Schritte gegen
die Juden. Der Dokumententeil besteht weitgehend
aus Presseauszügen. Hier könnte der
uninformierte Leser leicht auf den Gedanken
kommen, daß jene Wochen eigentlich herrliche
Festtage gewesen sein müssen; die Tatsache,
daß es sich um die Machtergreifung in einer
NS-Hochburg gehandelt hat, wird allenfalls
zwischen den Zeilen angedeutet. Wahlergebnisse
, Mitgliederzahlen der NSDAP und ihrer
Organisationen vor 1933, die ebenfalls vor
1933 verliehene Ehrenbürgerschaft an Adolf

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