http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1986/0085
Bombentreffer im Bahnhofsgebäude
bahnhof nahezu völlig. Am Kriegsende sind die Bahnanlagen zu 90% zerstört
. Die beiden großen Brücken nach Ebersweier sowie die Kinzigbrücke liegen
, von der deutschen Wehrmacht gesprengt, am Boden. Das Ausbesserungswerk
ist nahezu zerstört, der Personenbahnhof stark beschädigt70.
Die „Reise zur Endstation "
Erst in jüngerer Zeit haben historische Untersuchungen die Schlüsselrolle der
Reichsbahn bei der Vernichtung des europäischen Judentums unter die Lupe
genommen71. Die Ausrottungsmaschinerie erforderte ein perfekt arbeitendes
Transportunternehmen. Nach Truppen-, Kriegsgefangenen-, Evakuierungs-,
und Flüchtlingstransport lernen wir nun einen weiteren, zutiefst schrecklichen
Aufgabenbereich der Eisenbahn kennen: den Massentransport zur Menschenvernichtung
. Rund 3 000000 Menschen befördert die deutsche Reichsbahn im
Rahmen der „Endlösung" in die Vernichtungslager. Die Fahrpläne, ursprünglich
der friedlichen Vernetzung der Menschheit dienend, sind verläßlich
, auch wenn es um die Verwirklichung menschenverachtender Bösartigkeit
geht.
Auch die Regelungen organisationstechnischer Art, wie sie die Eisenbahnreise
ansonsten bestimmen, bleiben auf schreckliche Weise erhalten: so werden die
Judendeportationen von der Reichsbahn wie jeder andere Ziviltransport be-
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