http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1987/0051
Mundart bewußt eingesetzt
Hansjakob hat unsere niederalemannische Mundart gesprochen. Manche Leute
können sich nur schwer vorstellen, daß Dichter, die in ihren Werken unser
glattes Schriftdeutsch kultivieren, daheim in ihrer Mundart sprechen. Ein
„schwäbelnder" Schiller oder Hölderlin sind fast schon Karikaturen. Manche,
so sagt die Auslandskorrespondentin Irmgard Locher, könnten sich nur
schwer vorstellen, daß gebildete Schweizer untereinander im Dialekt reden
und meinten, „daß sich etwa Frisch und Dürrenmatt in Hochdeutsch unterhalten
würden." Dabei sei sie überzeugt, daß sie das nicht tun — „wenn sie
sich überhaupt miteinander unterhalten."3
Und Heinrich Hansjakob? Tun wir uns bei ihm schwer mit dem Gedanken, er
habe Mundart gesprochen? Im Gegenteil. Es fällt uns auch heute noch
schwer, ihn, der ein gepflegtes Hochdeutsch schrieb, auch Hochdeutsch
„schwätze" zu hören. Die Mundart gehört zu ihm. Sie ist ganz selbstverständlich
ein Teil jenes Bildes, das wir Nachgeborenen uns von ihm machen. Die
Mundart ist prägend für ihn, auch wenn er alles andere als ein Mundartschriftsteller
gewesen ist. Daß er in der Mundart „daheim" war, das wird
nicht nur in seinen Büchern deutlich. Das spiegeln auch die vielen Berichte von
Zeitgenossen und die Anekdoten, die sich um ihn rankten, wieder. Dabei muß
man etwas vorsichtig sein. Nicht immer wird klar, ob die Berichterstatter nun
die Hansjakobsche Sprache wiedergeben oder seine Worte ummünzen in ihre
eigene Sprache.
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