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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 66
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1987/0066
Eine interessante Feststellung habe ich beim Studium der Hansjakobschen
Werke in diesem Zusammenhang gemacht. In dem Buch „Aus meiner Jugendzeit
", in dem Hansjakob seine Kindheit und die Jugendjahre in Haslach schildert
, greift er kaum zur Mundart. Als er zum Beispiel über den „Franzosenlärm
" in der Nacht vom 25. März 1848 schreibt, heißt es: „Ich erwachte und
hörte, wie dem Vater ... die Fruchthändlerin Neumeier, ein Amazonenweib,
angsterfüllt zurief: ,Die Franzosen kommen. Offenburg steht schon im
Brand. Ich komme eben das Tal herauf!""9

Nun hat die Neumeier das garantiert so hochdeutsch nicht gerufen. Aber
Hansjakob, der die Kindheit rückblickend erzählt, liebt dabei wohl auch die
sprachliche Distanz.

Das ändert sich bei dem 6 Jahre später (1885) erschienenen Buch „Aus meiner
Studienzeit". Jetzt wird der Mundart wesentlich mehr Raum gegeben. Jetzt
darf die Großmutter dem Schüler des Rastatter Gymnasiums, als er in den
Ferien in Haslach in der Bierbrauerei des „Speckenhans" einen über den
Durst getrunken hatte, am nächsten Morgen vor versammelter Geschwisterschar
folgendes sagen: „Do b'schaut den Schandpfohl von unserer Familie.
Geschterd z'Obe henn sie en heimbrocht im gräschte Rusch. Der Vater isch uf
den Tod krank, und der Bua a Lump. Er isch a Lump un blibt a Lump,
sonscht könnt er in denne Umstände kei so Schandstreich mache!"20

Das klingt schon anders als der hochdeutsche Aufschrei des „Amazonenweibes
" Neumeier. Jetzt sind wir auf dem besten Weg zu den Büchern, die Hansjakob
so berühmt gemacht haben. Für sie hat er seinen Stil erarbeitet, den er
uns auch nennt: „Es ist etwas Schönes um einen klassischen Stil, allein,
,wenn's nicht im Holz liegt, gibt's keine Pfeifen,' und so wenig man aus mir
einen Hofkavalier, wie er sein soll, machen könnte, ebenso wenig wird es mir
je gelingen, formell schön zu schreiben."2' Denn, so meint Hansjakob, die
Hauptsache „an einem Schriftsteller ist, daß man ihn versteht und weiß, was
der Mann sagen will. . ."

Mundart als Stilmittel

Wie setzte Hansjakob den Dialekt nun in seinem Stil ein, damit man „ihn versteht
"?

Nehmen wir die köstliche Geschichte, bei der der Schneidersepp dem Hermes-
bur mit dem „Dummis"' einen Streich spielt. Hansjakob erzählt den Vorgang
in Hochdeutsch, gibt aber alle direkten Reden in der Mundart wieder. Das
geht zum Beispiel so22

.....Hieraufbrachte die Bäuerin eine Platte voll Dummis, garniert mit „Hu-

zeln", und jetzt ließ der Großvater eines Hofrats und meines Nagler-Nachbars
seinen Plan los.

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