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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 69
(PDF, 91 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1987/0069
Vielleicht wollte Hansjakob durch den Wechsel von Mundart und Hochdeutsch
die Dramatik dieser Situation steigern. Für mich wäre diese großartige
Darstellung des doppelten Erntens weniger ergreifend, wenn sie wie bei der
Geschichte mit dem Dummisessen, die unmittelbar davor erzählt wird, ganz in
Mundart getaucht wäre. Gerade der Kontrast von hochdeutschem Rahmen, in
den die Mundart fast verhalten eingesprenkelt ist, schafft das Bewegende an
dieser knappen, aber so tiefen Erzählung. Daß der Bauer, der ja „ein Fürst"
genannt wird, teils hochdeutsch, teils in der Mundart spricht, hebt ihn in dieser
so anrührenden Stunde von der schmunzelnd erzählten Begegnung beim Dummisessen
mit dem Schneider ab. Dort war der Dialog ganz in der Mundart angesiedelt
. Hier aber will Hansjakob den Bauern hinaufheben zu einer Größe,
zu der er das Hochdeutsche braucht.

Das ist kein Einzelfall. Ich will zwei andere Beispiele herausgreifen.

In „Bauernblut" erzählt Hansjakob die Geschichte „Der Sepple und der
Jörgle". Der Jörgle, Hausknecht im „Kreuz" in Haslach, ist ein rechter Aufschneider
. Es gelingt ihm, durch Vorspiegelung von viel Geld, den Vater einer
auf einem verschuldeten Hof sitzenden ledigen Tochter, der Helene, dazu zu
bringen, ihm diese Tochter zur Frau zu geben.24

Die Werbung und die Brautschau des Alten wickeln sich in den Dialogen ganz
in der Mundart ab: „Ernst ist's mir, Jungfer. So wie ihr, sinn noch nit viel vor
dem Kriz abg'stiege, sit ich Husknecht bin". Der Jörgle kauft der Helene auf
dem Jahrmarkt „e Krom", „a side Halstuach, wie in der alte Wolfe kei schöneres
isch". Der alte Bauer läßt sich nicht lumpen: „Jetz kommt a Boteil
Zwölfer", ruft er. Der Hausknecht trinkt mit. Schon ist die Verlobung fertig.
Nun trumpft der flunkernde Jörgle auf: „A Flasch' Champagner!" ruft er
und läßt den Pfropfen knallen. „Der Hofbur und die Helene hatten noch nie
Champagner getrunken, und mit Andacht schlürften sie den welschen Wein,
von dem der Jörgle behauptete, er sei ihm nichts Neues. . .", teilt uns Hansjakob
mit und treibt die Geschichte mit Mundartdialogen voran. „Am nächsten
Sunntig kumm ich", meint der Jörgle beim Abschied. Auf dem Heimweg bleibt
die Mundart Begleiter. Vater und Mutter treffen einen anderen Bauern:
„Guat ufglegt bin i, Kapellbur, drum zahl i ou gern. I han mim Maidli do ou a
Hochzitter kromet, un der freit mi!"

Bei der „Hosig" versammelt sich viel Volk, denn die Helene hielt ja Hochzeit
mit dem „riche Jörgle, dem Husknecht vom Kriz in Hasle".

Es kommt, wie es bei Hansjakob oft kommen muß. Der Jörgle entpuppt sich
bald als ein Flunkerer. Er drangsaliert seine Helene. Da tritt Monika, die „latinisch
Büre" auf, die Tante der Helene. Sie trifft den Jörgle, der einen Stier
zum Markt treibt. „Guate Morge, Kirchbur . . . wennt ihr ou z'Märkt
fahre?". „Jo, aber der Kaib von Stier will nit laufe. . .". Die latinische Büre
sagt: „Ich will Euch helfe tribe. . ., gennt mir Euer Stock, Bur."

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