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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 71
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Immer noch hält sich Hansjakob an die hochdeutsche Sprache, wenn der Jörgle
jetzt auch schon „Wib" sagt. Nach eindringlichem Fragen sagt er dann:
„D'Bas Monika isch mir ins Wasser g'falle, und ich hab 'si nimmi rusziehe
könne". Jetzt sind wir, nachdem das Geschehen abklingt, bei den Dialogen
wieder bei der Mundart angelangt, und Hansjakob teilt mit, daß die Stelle, an
der die Beiden miteinander rangen, am nächsten Tag noch so ausgesehen habe,
„daß da zwei ,geburschtet' hatten".

Ich möchte noch ein Beispiel geben, weil auch hier der Stil und die Arbeitsweise
Hansjakobs, was die Mundart anbelangt, deutlich werden.

Im gleichen Buch „Bauernblut" findet sich auch die Geschichte „Der Graf
Magga."25 Dieser Magga, als Sohn eines Biberacher Hafners geboren, ist mit
besonderer Intelligenz ausgestattet. So wird er in der Zeller Keramikfabrik
Hafner, dann Modelleur, später sogar Prokurist und Chef einer eigenen Firma.
Es würde zu weit führen, würde ich alle verschlungenen Pfade gehen, die
Hansjakob samt seinen „Schlenkeren" in dieser Geschichte einschlägt. Höhepunkt
der Geschichte ist jene von Hansjakob als Glanzleistung seiner Darstellungskunst
geschilderte Fahrt des Magga von Zell nach Straßburg.

Auch Magga ist, wie der Jörgle, ein Angeber und Flunkerer, aber einer von
einer anderen Sorte. Hansjakob betont das immer wieder. Der Magga wird als
„vornehmer Herr" mit „königlichen Augen" geschildert. Obwohl er aus „Bi-
were" kommt, wie Hansjakob betont, sei er „zu was Besserem geboren als zu
einem Häfele-Driller und Biberacher Halbbauern". Auch seine Mutter hatte
einen „hohen Geist". Schon als Lehrling in der Zeller Fabrik ist der Magga
ein „vornehmer und geistreicher Hafner-Lehrling". Bald wird er der „Schatullen
-Toni" genannt, weil er so vornehm und fein war, wie etwas, was man in
einer Schatulle aufbewahrt. Er hatte ein „geradezu elegantes und kavaliermäßiges
Auftreten."

Kaum 20 Jahre alt, sticht den zu Geld gekommenen Keramik-Modelleur der
Hafer. Er gewinnt zwei Freunde für seinen Streich. Man mietet beim Posthalter
eine vierspännige Chaise, um nach Straßburg zu fahren. Herrschaftlich verkleidet
fährt man am Morgen in Zell los.

Alles wird von Hansjakob im glatten, polierten Hochdeutsch beschrieben.
Nur als die Kutsche dem Geschirrhändler Serenbenz begegnet, holt dieser das
doppeldeutige Geschehen durch die Mundart schnell für sich auf den Boden
der Tatsachen zurück: „Des isch bigott der Modell-Schmider, die andre kenn i
nit. Do isch was los!"

Nur dreimal gibt Hansjakob in der langen Geschichte dem Magga Gelegenheit
zu einer direkten Rede. Immer spricht er nur Hochdeutsch. „Aber den Posthalter
haben wir schon zu einer Anerkennung unserer Gräflichkeit gebracht",
schmunzelt er, der zuvor nur „vornehm und stillschweigend" zu dem „Habe

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