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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 75
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1987/0075
Da haben wir es von Hansjakob selbst. Er ist bemüht, die Menschen in ihren
differenzierten Dialekten zu zeigen, um das Bild der Landschaft noch lebendiger
, noch abwechslungsreicher zu machen und um das Typische eines jeden
Gebietes herauszuarbeiten. Aber er wechselt auch „absichtlich" zwischen
Hochdeutsch und Mundart. Dies scheint mir ein ganz wichtiger Hinweis,
bezogen auf die vorhin gegebenen drei Beispiele, zu sein.

Hansjakob nimmt diesen Wechsel nicht willkürlich vor. Sobald die Geschichten
einem Höhepunkt zustreben, sobald er Dramatik braucht oder eine seiner Personen
aus dem heimischen Umkreis herausheben will, verläßt er die Mundart
und läßt Hochdeutsch sprechen. Das geschieht selbst dort, wo wir ganz klar
erkennen müssen, daß die geschilderten Personen eigentlich des Hochdeutschen
gar nicht mächtig sein können.

Tiefe Menschlichkeit

Die Mundart gibt Hansjakobs Werken, vor allem den Geschichten, die er aus
dem Volksleben schöpft, ihre Farbigkeit, ihre nicht verblassende Frische, ihre
so tiefe Menschlichkeit. Er benutzt sie nicht nur als ein Stilmittel, sondern
auch zur Erziehung eines Klanges, den er braucht, um jene Heimat „tönend"
zu machen, die er uns nahebringen will.

Hansjakob liebte die Mundart, und jede Erzählung zeigt, daß er sie schreibend
eindrucksvoll beherrschte. Er schätzte jene, die sich die Mundart bewahren,
auch wenn sie — wie er — „Herren" geworden sind. In „Allerlei Leute und
allerlei Gedanken" erzählt er von dem Lahrer Kommerzienrat Otto Maurer,
einem Großkaufmann aus Lahr, der ihn 1912 in Freiburg besuchte. „Was mir
an dem reichen Mann gefiel", so heißt es, „daß er seine bürgerliche Art und
seinen Lahrer Dialekt noch hat wie vor 40 Jahren. Auch das berühmte Lahrer
Produkt, den Lotzbeckschen Schnupftabak, verschmäht er nicht. . ."28

Meine Behandlung des Themas „Hansjakob — ein Bewahrer der alemannischen
Mundart" konnte nur ein Versuch sein. Zu umfangreich ist das Werk
Hansjakobs, als daß ich in der mir zur Verfügung stehenden Vorbereitungszeit
alles hätte durchackern können. Zu groß ist die Sekundärliteratur, als daß
ich sie hätte aufzuarbeiten vermögen. Dazu hörte ich, daß noch Berge von
Hansjakobscher Korrespondenz unbearbeitet in den Archiven liegen, aus
denen man für mein Thema vielleicht ebenfalls hätte Honig saugen können.
Vielleicht greift einmal ein Jüngerer die Anregung auf und arbeitet über Hansjakob
und die Mundart. Er lohnt sich.

Es wird uns nicht erlaubt sein, uns in die Zeiten zurückzuwünschen, die Hansjakob
beschrieb, beschwor und für uns bewahren wollte. Auch gibt es kein
Zurück mehr in die Zeit, in der er lebte, stritt und litt. Aber ein Wegweiser vermag
er uns immer noch zu sein.

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