http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1987/0103
Der ,Held' der Legende, der Heilige, ist eine Figur, der „wir nacheifern können,
und er liefert zugleich den Beweis, daß sich, indem wir ihn nachahmen, die
Tätigkeit der Tugend tatsächlich vollzieht. . . Er ist eine Gestalt, an der wir
etwas, was uns allseitig erstrebenswert erscheint, wahrnehmen, erleben und
erkennen und die uns zugleich die Möglichkeit der Betätigung veranschaulicht
."18
Es wird zu fragen sein, in welcher Weise in unserer Erzählung die Figur des
Ritters von Staufenberg für einen Leser des 14. Jahrhunderts Gegenstand der
Nachahmung, der Jmitatio' sein konnte, und in welcher Weise die jmitatio'
des ritterlichen Helden den Leser zum ,summum bonum' zu führen vermochte:
Wann ir begynnendsterben / Das man dersele sprechen wol" (PvSt 1146 d).
2. Die ritterlichen Tugenden
Genau in der Mitte des Prologs, in der 23. Zeile, werden die vier ritterlichen
Kardinaltugenden genannt, die für den Verfasser des ,Peter von Staufenberg'
den Wert eines ritterlichen Lebens bestimmen: ,zucht, truw, milt und ere'.
Die ,,ere"
Unter diesen Tugenden nimmt die ,ere' den ersten Platz ein, sowohl was ihr
inhaltliches Gewicht im Ganzen des Epos als auch was die Häufigkeit ihres
Vorkommens im Text betrifft.
In allen Fällen meint das Wort im ,Peter von Staufenberg' das äußere Ansehen
, die gesellschaftliche Reputation, die Geltung innerhalb der ritterlichen
Gesellschaft.
Das mit ,ere' gemeinte Ansehen beruht vor allem auf den kämpferischen
Leistungen gegenüber Feinden in der Schlacht oder Gegnern im Turnier:
39 wer noch well ere ervehten
mit rittern oder knehten
in turnern oder striten,
der muoß ze beden siten
des libes sich ze mal verwegen;
har umb ist manger tot gelegen.
Wer im Kampf mit Rittern oder Dienstmannen Ansehen erringen will, sei es im
Turnier, sei es im Kampf, der muß sich in jeder Hinsicht anstrengen. Mancher ist deswegen
umgekommen.
Über Herrn Petermanns kriegerische Leistungen, die er in ganz Europa vollbracht
hat, heißt es:
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