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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 111
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794 Sin bruder giengent für in stan;
die vart hiessentz in miden:
er moeht sin nitt erliden
den kosten, den er woelte han.

Seine Brüder wurden bei ihm vorstellig und baten ihn, die Reise zu unterlassen: er könne
die entstehenden Kosten unmöglich tragen.

Der Vorwurf der Brüder ist verständlich. Eine solche ,milte' übersteigt die
finanziellen Möglichkeiten eines einzelnen Ritters.

Bezeichnend ist allerdings in diesem Zusammenhang, daß die Brüder keineswegs
Anstoß an der Großzügigkeit an sich nehmen, mit der ,die wunecliche
schar' ausgerüstet wird. Wer eine solche Mannschaft anwerben will, kann
offenbar gar nicht anders verfahren als der Ritter von Staufenberg.

Deshalb rät man ihm, die Fahrt zu unterlassen.

Daß er sie doch unternimmt, daß er es vermag, mit dreißig wohlausgerüsteten
Begleitern an den Königshof zu ziehn — dies weist ihn als einen vermögenden
Mann aus, der zudem weiß, wozu ein Ritter sein Gut verwendet: um seine
Genossen .unnothaft' zu machen und damit gleichzeitig seine eigene Macht
und sein eigenes Ansehn zu vermehren.

Aus diesem Grunde wird der Staufenberger ,milte' genannt.

Da wundert es nicht, daß der Zwerg des Königs Herrn Petermann den Namen
,milt von Stovffenberg' gibt: ,er machet mangen armen rieh, e diser hof ein
ende nimt.' (Z. 823).

Um es noch einmal zu sagen: hinter dieser ,milte' verbirgt sich nicht christliche
Caritas, hinter dieser ,milte' stehn vielmehr die ökonomischen Belange der
Lehnsgesellschaft.

Wie ein Ritter handelt, der christlichem caritas-Denken folgt, schildert Jaco-
bus de Voragine in der fast zur selben Zeit wie ,Peter von Staufenberg'
geschriebenen ,Legenda aurea':

„Es geschah, daß Sanct Martinus seines Alters im fünfzehnten Jahr mußte Ritterschaft
an sich nehmen. . . Es geschah an einem Wintertag, daß er ritt durch das Tor von
Amiens, da begegnete ihm ein Bettler, der war nackt und hatte noch von niemandem
ein Almosen empfangen. Da verstund Martinus, daß von ihm dem Armen sollte Hilfe
kommen; und zog sein Schwert und schnitt den Mantel, der ihm allein noch übrig war,
in zwei Teile, und gab die eine Hälfte dem Armen, und tat selber das andere Teil wieder
an."25

Hier der Mönch und spätere Bischof, der seinen gläubigen Lesern exempla des
wahren Glaubens bietet; dort der ritterliche Erzähler, der junge Adelige für
den Waffendienst und das höfische Leben begeistern möchte.

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