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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 114
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1987/0114
Diese Jrüwe' bewahrt die Jrouwe' die ganze Zeit hindurch, bis Petermanns
Hochzeit mit der Herzogin sie von ihm scheidet.

1003 by im so waz die schoene vin,

die sin ye mit trüwen pflag.
Sofort war die schöne Dame, die stets treu zu ihm gehalten hatte, bei ihm.

Das ist die letzte kommentierende Äußerung des Erzählers über die Jrouwe'.
Sie, die Jrouwe', ist in unserem Epos die verkörperte Jrüwe'.

Für die ethischen Vorstellungen des Verfassers des, Peter von Staufenberg' ist
es kennzeichnend, daß die Kraft der Jrüwe' am stärksten in den beiden weiblichen
Hauptgestalten seiner Erzählung lebt.

Außer der Jrouwe' ist es die Herzogin von Kärnten, die Braut des Staufenbergers
, deren hervorragendes Kennzeichen die Jrüwe' ist. Zwar tritt sie nur kurz
in den Raum der Erzählung, aber in den wenigen Szenen, die von ihr handeln,
werden zwei Taten der Jrüwe' berichtet, wie sie für eine adelige Dame stärker
nicht vorstellbar sind.

1141 waz ich guotes har han broht
des würt niemer me gedaht;
es soellent han die fründe din.
nun se, du liep, die trüwe min.

Was ich an Geld und Gut mitgebracht habe, das wollen wir vergessen. Deine Freunde
sollen es haben. Sieh du nun, Geliebter, meine Treue.

Die Jrüwe' gegenüber dem Verlobten über dessen Tod hinaus und damit die
trüwe' auch gegenüber seiner Familie läßt die Herzogin auf ihre Mitgift, ihr
,guot', verzichten. Mehr noch: nicht nur ihr ,guot', auch ihr Jeben' als Mitglied
der hochhöfischen Gesellschaft opfert sie der Jrüwe' zu dem ihr angetrauten
Mann:

1155 du hast verlorn umb mich din leben,

so wil ich mich durch dich begeben,

daz ich wil in ein closter varn.
Meinetwegen hast du dein Leben verloren. Deswegen werde ich mich deinetwegen in ein
Kloster begeben.

Die beiden Beispiele weiblicher Jrüwe' mag der Verfasser des ,Peter von Staufenberg
' in der ihm vorliegenden Überlieferung gefunden haben; daß sie
seiner Vorstellung vom Wesen ritterlichen Frauentums entsprechen, zeigt die
Bemerkung zu Anfang der Erzählung, wo er von den Damen der Ortenau
sagt:

56 der lob ist unverhowen,

wan sie vor wandel sind behuot.

Sie genießen makellosen Ruf, weil sie sich vor jeder Verletzung der gottgewollten Ordnung
hüten.

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