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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 116
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von note muest er für san traben
und neyg ir doch mit züchten gar.

Sein Herr unmittelbar hinter ihm ritt. Deswegen wagte er nicht anzuhalten: notgedrungen
mußte er weiterreiten, verneigte sich aber doch mit edlem Anstand vor ihr.

Der sittigende Einfluß der Dame auf den Ritter, wie er hier in der Reaktion
des Knappen zum Ausdruck kommt, zeigt sich kurze Zeit später auch im Verhältnis
der Jrouwe' zum Staufenberger: als er das erste Beilager mit ihr auf
der Stelle vollziehen will, da wehrt die Jrouwe' ab:

440 wir sond es hein zu huse sparn,
da wil ich tuon den willen din.
Er sprach: „genade, frowe min,
waz ir gebietent, daz tuon ich."
do sprach die frow züchteclich:
„des maht du wol gemessen."

Wir sollten es bis zu Hause aufschieben. Dort werde ich dir zu Willen sein. Er sprach:
„Verzeiht, meine Herrin! Was ihr befehlt, werde ich tun." Da sprach die Dame mit
edlem Anstand: „Es wird dein Vorteil sein."

Ein Ausdruck der ,zuht' des Ritters von Staufenberg ist sein Verhalten gegenüber
den jungen Knappen:

768 d Er schonde ouch der jungen knaben
Vnd wer ime uf dem hofe entweich
Vür den reit er vnd sleich
Dz ime kein leit von ime beschach

Die jungen Edelknappen verschonte er, und wenn einer von ihnen auf dem Turnierplatz
vor ihm entwich, dann folgte er ihm so, daß ihm kein Schaden zustieß.

Derselbe Mann, der in Kampf und Turnier .schluog vil manchen tod' (Z. 125 d),
beweist dem ritterlichen Nachwuchs gegenüber ein Höchstmaß an Schonung
und Rücksichtnahme.

In welcher Weise, haben wir gefragt, konnte die Figur des Ritters von Staufenberg
für einen Leser des 14. Jahrhunderts Gegenstand der Jmitatio' sein?

Sie konnte es nicht auf Grund des individuellen, märchenhaften Schicksals des
Helden, auch nicht auf Grund der Tatsache, daß es sich bei Peter von Staufenberg
vermutlich um einen Vorfahren der primären Hörerschaft handelte.

Der Ritter von Staufenberg konnte nur Gegenstand der Jmitatio' sein, weil er
die vier ritterlichen Kardinaltugenden ere, milte, trüwe und zuht' beispielhaft
verwirklichte.

Der Ritter von Staufenberg ist ein vorbildlicher Krieger, dargestellt nicht in
der Möglichkeitsform fiktionaler Dichtung, sondern in der Wirklichkeitsform
der tradierten Familiengeschichte:

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