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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 117
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47 Uns seyt die oventure daß,

als ich hie vor geschrieben laß,
von einem werden ritter her,
hies Peterman von Temringer
und waz ein tegen us erkorn.

Die Erzählung, die ich gelesen habe, berichtet von einem tapferen Ritter, der Petermann
von Temringer hieß und ein besonders tapferer Krieger war.

Von Interpreten ist zuweilen beklagt worden, der Autor des ,Peter von Staufenberg
' habe keinen Blick für die in der Geschlechtersage angelegten dramatischen
, ja tragischen Aspekte gehabt. Er habe den konfliktgeladenen, wildbewegten
Sagenstoff domestiziert zu einer beschaulichen, theologisch grundierten
Erzählung, in der alle Hauptakteure — ob Ritter, Dame oder Braut —
vor allem erbauliche Reden führten.26

Wir wissen nicht, was der Autor alles nicht leisten konnte, wofür er blind
gewesen sein mag; aber wir können seinem Werk sehr wohl entnehmen, in
welcher Absicht es geschrieben wurde.

Die Absicht aber war: den (den Zuhörern wohl bereits bekannten) sagenhaften
Ahnherrn als das Musterbild eines ,uz erkornen tegen' darzustellen. Dies ist
Ziel und Absicht der ,rede' — wie der Autor seine Erzählung nennt.

Es lohnt sich, diesem Wort kurz nachzugehn.

,Alsus die rede vahet an' heißt es am Ende des Prologs (Z. 46) und ,Hie mit die
rede ein ende hat' am Beginn des Epilogs (Z. 1143 d).

Mit der Beteuerung „Dies ist eine Rede" rahmt also der Autor seine Erzählung
ein.

Dieser Wortgebrauch — ,rede' in der Bedeutung .Erzählung' — reicht in die
althochdeutsche Zeit zurück: die Wiener und die Vorauer Genesis, auch Hartmanns
Rede vom Glauben kennen das Wort in dieser Bedeutung.

In der frühmittelalterlichen Literatur taucht jede' vor allem in geistlicher
Dichtung auf: bei Wernher von Elmendorf, im Marienleben des Priesters
Wernher, in Veldekes Servatius.

Von den hochhöfischen Epikern verwendet es z.B. Hartmann von Aue im
Armen Heinrich. Die mittelhochdeutsche Heldendichtung dagegen kennt das
Wort als Bezeichnung für ein Erzählganzes nicht.27

In der Folgezeit wird der Begriff „für weltliche Sittenlehren übernommen, sowohl
als mehr oder weniger umfassende moralische .Summe' wie namentlich
späterhin im Abhandeln von einer Fülle von Einzelthemen."28

Der Verfasser des ,Peter von Staufenberg' stellt sich in diese geistlich-lehrhafte
Tradition, wenn er am Anfang und am Ende seiner Erzählung sein Werk eine
jede' nennt.

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