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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 121
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Ob es ein Zufall ist, daß der Staufenberger am Gottesdienst in der Dorfkirche
zu Nußbach teilnimmt und nicht — was denkbar wäre, immerhin handelt es
sich um das Pfingstfest! — im Münster zu Straßburg?

Und daß ihm in der Todesstunde ein .priester' beisteht, nicht ein .byschof,
nicht ein .cappelanT

Wir können den Sachverhalt hier nicht klären, sehen uns aber in der These
bestärkt, daß der Autor der Erzählung ein im Auftrag des Herrn Eckenolt
schreibender Kleriker oder ein geistlich gebildeter .Berufsdichter' war.

Die Erzählabsicht des Epos ist jedoch nicht, die Religiosität des Ritters von
Staufenberg als vorbildlich hinzustellen. Das läuft nur nebenbei mit.

Die Erzählabsicht ist vielmehr, den berühmten, sagenhaften Ahnherrn als
nachahmenswerten ,aventüre'-He\den darzustellen, dem gegenüber Jmitatio'
angebracht ist wie sonst nur gegenüber den Heiligen in einer Legende.

Der Verfasser des ,Peter von Staufenberg' schreibt in einer Zeit, in der die
Blüte der höfischen Kultur, die große Zeit des Rittertums bereits vorüber ist.

Kein Wunder, daß er seinen Blick vor allem in die Vergangenheit richtet, weil
die Gegenwart ihm wenig zu bieten hat:

(14; 17) wa sind nun frowen oder man
die. . . nach eren ringen?

Wo gibt es heute noch Damen oder Herren, die sich um Ansehen in der höfischen
Gesellschaft bemühen?

Weil das so ist, ruft der Verfasser den Jungen lüt' ,den jungen Mitgliedern der
nachfolgenden ritterlichen Generation, warnend zu:

1148 d Es ist ein jemerlicher zol
Wer uff sich selber fasset
Das in gemeinlich hasset
Bede frowen vnde man
Dem ist ouch got von himel gram
Dar zuo die werde muoter sein.

Wer nur sich selbst sucht, hat den traurigen Gewinn, daß alle Menschen ihn verachten.
Auch Gott im Himmel und seine edle Mutter sind erzürnt über ihn.

Das ist schweres rhetorisches Geschütz, aufgefahren, um den Untergang dessen
zu verhindern, was dem eigenen Leben Inhalt und Sinn gegeben hat.

Der .Herbst des Mittelalters' ist angebrochen.

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