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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 166
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und denkt und wo ihn der Schuh drückt: der war bei den Revolutionären allemal
am rechten Platz. Dies gilt noch mehr für den, der es verstand, sich jenem
Volkstyp auch äußerlich vollkommen anzuähneln. Nach der Beschreibung
eines gewissen Pfunder „war Fahrländer von mittlerer Größe; er hatte ein
breites Gesicht mit eingefallenen, aber roten Backen, eine lachende, freundliche
Miene, katzengraue, große Augen und abgeschnittenes Haar, wie es die
Jakobiner trugen. Die Farbe seines Haares war dunkelbraun, ins Rötliche
schimmernd. Er trug einen Mittelscheitel, wie es bei den Bauern üblich war.
Sein Dialekt war, so sagte Pfunder, dem von Straßburg oder überhaupt dem
Elsässischen gleich."7

Jedoch auch damit ist noch nicht alles erklärt; die langen Jahre in der Illegalität
, die damit verbundenen Bedrohungen und Entbehrungen waren nur zu
überstehen, wenn eine positive Identifikation mit der neuen Sache vorlag und
eine negative mit der alten. Für beides gibt es Indizien — gerade im Fall Fahrländer
.

Zum einen war Ettenheimmünster, anders als etwa St. Peter oder St. Blasien,
kein bedeutendes Kloster, sondern ein eher mittelmäßiges; wenn auch wohl
kein in sich zerfallenes wie etwa Schuttern und keines, auf das uneingeschränkt
die Beschreibung zugetroffen hätte, die Anton Springer später vom
Prager Kreuzherrenkonvent gab: „die gleiche Handwerkmäßigkeit in dem
Erfassen der kirchlichen Pflichten, die gleiche Geringschätzung des geistlichen
Standes, dieselbe Versunkenheit in materielles Leben".8 (Diese Beschreibung,
die durchweg schon den vorreformatorischen Jahrzehnten hätte gelten können
, gilt übrigens erst den vorrevolutionären Jahren 1843/44 und wird hier
nur als Parallele zitiert, weil sie betont, daß die besser gesinnten Mönche
„durchgängig von einem politischen und religiösen Radikalismus angehaucht"9
waren, ja sogar „einen förmlichen politischen Klub"10 gebildet hatten; einige
traten dann auch aus.) Jedenfalls war Ettenheimmünster, wie die meisten
barocken Benediktinerklöster, zwar äußerlich intakt und vielleicht auch tüchtig
, ungeachtet des stets schwelenden Konflikts mit den klösterlichen Untertanen
, ungeachtet auch des Konflikts zwischen der obskurantistischen Theologie
, die ihnen zuteil wurde, und der aufgeklärten, die im Kloster selber wenn
nicht dominierte, so doch unübersehbar existierte und es fast spaltete. Innerlich
freilich war es längst nicht das, was der Ordensgründer einst gemeint und
in seiner Regel vorgeschrieben hatte; von der alten monastischen Spiritualität,
die auch eine Radikalität war, war nicht mehr viel vorhanden."

Aber der Zustand, in dem sich die kirchlichen Dinge befanden, sollte noch
deutlicher werden. „Im Jahre 1790, den 13. Brachmonat, kam der Herr
Kardinal von Rohan, Fürst-Bischof von Straßburg, da er wegen der angefangenen
erschrecklichen Revolution nicht mehr sicher im Elsaß war, mit Sacke
und Packe und mit einem Gefolge von 60 Personen hierher in das Kloster, wo
er mit allen den Seinigen seinen Wohnort aufgeschlagen, so daß die Abtey

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