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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 243
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ein Vaterunser und den Englischen Gruß vorbeteten. Nach dem Morgen-,
Mittag- und Abendessen wurden gemeinsam drei Vaterunser, das Glaubensbekenntnis
und ein Familiengebet gesprochen. Abends entfiel das Familiengebet
, da jene Magd, die dann beim Stalldienst die älteste Kuh zu melken anfing,
folgendes die Menschen, Tiere, das Haus und den Hof einschließende Gebet
sprach:

A ve Maria, A ve Maria, A ve Maria,
lieber Herr Jesus Christus,
lieber Herr Jesus Christus,
lieber Herr Jesus Christus,
behüt Gott alles, was hier ist,
Leut und Vieh, Haus und Hof,
Feuer und Licht, alles was hier ist,
im Namen der heiligsten Dreifaltigkeit.

Behüt Gottes Kraft,

behüt Gottes Macht,

behüt Gottes rosenfarbiges, heiliges Blut

von der allerseligsten Jungfrau Maria.

Dieses Gebet wurde dreimal wiederholt und mit dem Glaubensbekenntnis
beendet.

Beide Familien fühlten sich auch bis in die jüngste Gegenwart einem von den
Vorfahren abgelegten Gelübde verpflichtet. Da der Hof von einer sich zu Beginn
des 18. Jahrhunderts im oberen Schuttertal verheerend auswirkenden
Viehseuche verschont geblieben war, wird noch heute zum Dank am ersten
Weihnachtsfeiertag, am Oster- und Pfingstsonntag sowie an Allerheiligen auf
den Genuß von Fleisch verzichtet.

Das Wissen um den Tod, um die Möglichkeit, rasch und unerwartet aus diesem
Leben abgerufen werden zu können, war für die Menschen früher eine
allgegenwärtige Erfahrung. So war man bemüht sich vor plötzlichen
Unglücksfällen zu schützen, indem man sich niemals vom Hofgrundstück entfernte
und ins Feld ging, ohne sich mit Weihwasser zu bekreuzigen.

Einen Unglücksfall, der die Menschen unvorbereitet heimsuchte, versuchten
die Betroffenen durch fromme Versprechungen zu bannen. An ein solches
Gelübde der Bauern vom Rothweilerhof und des angrenzenden Konradenhofs
erinnert heute noch ein Bildstock oberhalb der beiden Hofgüter am Weg zum
Liberatsberghof.

Erstellt wurde die Bildsäule 1863 von den beiden Familien des benachbarten
Konraden-Doppelhofs Landolin Griesbaum (1808—1881), der in erster Ehe
mit Maria Anna, geb. Griesbaum (1803—1836) und in zweiter Ehe mit Theresia,
geb. Moog (1816—1898) verheiratet war und der Witwe des Landolin Singler

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