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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 289
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rige Menge des „Goldsandes", so brachte man diesen zugleich mit Wasser in
das „Schiffchen." Dieses wurde, unter wiederholtem Zugießen von Wasser,
indem man bald die rechte, bald die linke Seite etwas hochhielt, solange hin
und her geschwungen, bis nur der unterste, schwerste und ganz mit Gold
durchmengte Sand zurückblieb.

Nun schüttete man in die zurückgebliebene Masse etwas Quecksilber, durch
das das Gold angezogen und vereinigt wurde. Nachdem dann durch Erhitzen
in einem blechernen Löffel das flüssige Metall sich verflüchtigt hatte, wurde
das zurückgebliebene lautere Gold in den Pfennigturm zu Straßburg abgeliefert
und dort je nach der bestehenden obrigkeitlichen Verordnung bezahlt.

Die Frage, ob ein Goldwäscher von seiner Arbeit eine Familie ernähren konnte,
hatte folgendes Ergebnis:

Im ergiebigsten Jahrzehnt von 1830 bis 1839 wurden in Baden von 400 Goldwäschern
im Jahresdurchschnitt 8,333 kg Gold gewonnen. Das waren pro
Kopf ca. 21 g jährlich. Wenn man den Goldpreis von 1980 zugrundelegt (1 g
= 30 DM), ergäbe dies einen Jahresverdienst von 630 DM. Goldwaschen
kann deshalb nur eine Nebenbeschäftigung gewesen sein.

In den Jahren 1809/10 organisierte das Großherzogtum die staatliche Aufsicht
über die Goldwäscherei neu. In allen größeren Gemeinden wurde ein
Aufseher6 bestellt, der die Platzfrage regelte und dafür sorgte, daß mit guten
Arbeitsmitteln „gediegene" Arbeit geliefert wurde, außerdem oblag ihm die
Aufgabe, die Ablieferung des gewaschenen Goldes zu überwachen. 1833 wurden
zu Aufsehern ernannt und auf ihre Instruktion verpflichtet:

Leutesheim : Georg Hummel

Freistett : Gemeinderat Siehl

Helmlingen : Bürgermeister Heiland

Graueisbaum : Stabhalter Hänsel

Ab 1821 fand das Einschmelzen in Baden in der Karlsruher Münze statt. Die
Kosten wurden aus der Staatskasse bezahlt. Später mußten die Goldwäscher
eine Umschmelzgebühr von 8 Kreuzern pro Krone entrichten, weil der Staat
ihnen den vollen Wert des Goldes mit 5 Gulden für die Krone erstattete.
(1 Krone = 58 Grän = 3,4 g).

Ab 1822 gab es außer der Karlsruher Münze auch andere Umschmelzstellen.
So lieferten die Goldwäscher von Freistett 1855 ihr Gold bei dem Apotheker
Beuttel in Rheinbischofsheim ab. Dieser bezahlte nach dem Umschmelzen den
Waschlohn sofort aus und erhielt dann das Geld von der Münzverwaltung
zurück.

Der beim Amalgamieren zurückgebliebene schwere schwarzgraue Magneteisensand
diente bis zur Erfindung des Löschpapiers als Löschsand in den
Schreibstuben der damaligen Zeit. („Streusand drauf"). Der Verkauf war für

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