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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 318
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seit der Fertigstellung der Trinkhalle in Baden-Baden auf das hintere Achertal
aufmerksam; denn die Fresken, die der Maler Jakob Götzenberger in den vierziger
Jahren dort angebracht hatte, wirkten fast wie ein Prospekt von Ottenhofen
und dem Achertal; die Baden-Badener Gäste sahen auf diesen Kunstwerken
nämlich den Mummelsee mit seinen Nixen, die Nixe vom Wildsee und
etliche Motive vom Kloster Allerheiligen. Zum andern unternahmen zahlreiche
Gäste der seit dem 17. Jahrhundert gern aufgesuchten Heilbäder des
hinteren Renchtales Fahrten ins benachbarte Achertal. Es gehörte irgendwie
zum guten Ton, daß man von Baden-Baden oder von Bad Peterstal bzw. Bad
Griesbach im Ein- oder Zweispänner ins hintere Achertal nach Ottenhofen
fuhr, von wo aus dann Wanderungen zu begehrten Zielen durchgeführt
wurden. Hierzu gehörten vornehmlich die seit etwa 1840 erschlossenen Wasserfälle
von Allerheiligen und die etwas später zugänglich gemachten Edelfrauen-
grab-Wasserfälle, aber auch die Klosterruine von Allerheiligen und der sagenumwobene
Mummelsee.

Der älteste Beleg für diese Art von Touristen kommt aus der Feder Emil
Frommeis, der aus Karlsruhe stammte und hohes Ansehen als Oberhofprediger
Kaiser Wilhelms L genoß. Er berichtet, daß er im Jahre 1840 mit sieben
Freunden von Baden-Baden aus eine Wanderung über das Höhengebiet nach
Allerheiligen unternommen habe. Von dort sei man am vierten Tag über Ottenhofen
nach Baden-Baden zurückgekehrt. In Ottenhofen wollten die acht
Jugendlichen „beim weithin berühmten Pflugwirt" an der „Table d'höte"
(= Gästetafel) ein Mittagsmahl einnehmen. Da ihnen nicht mehr viel Geld zur
Verfügung stand, handelte einer von ihnen mit dem Pflugwirt den günstigen
Menu-Preis von 18 Kreuzern pro Person aus. Als sie mittags um 1 Uhr mit
frisch angelegten Kragen in den Speisesaal einmarschierten, trafen sie dort
„viele Herren und Damen aus Straßburg und Baden-Baden, Achern und der
Umgebung" an, die an einer langen Tafel Platz genommen hatten. Sie waren
mit eigenen oder gemieteten Kutschen oder auch zu Pferd nach Ottenhofen
gekommen, um die Sehenswürdigkeiten des hinteren Achertales zu bewundern
.2

Über Baden-Baden gelangten im 19. Jahrhundert wohl auch zahlreiche ausländische
Touristen nach Ottenhofen. In das älteste Gästebuch des Hotels
„Zum Wagen", das im Jahre 1859 angelegt wurde, trugen sich in der Zeitspanne
von 1859—1870 als Gäste neben anderen Leute ein, die in Paris, Lyon,
Washington, Moskau, Petersburg, London, Liverpool, Birmingham, Edinburgh
, Manchester, Dublin, Tirana, Istanbul, Salisbury, Honduras ihren Wohnsitz
hatten. Einer der renommiertesten ausländischen Besucher Ottenhofens
war zweifellos der amerikanische Schriftsteller Mark Twain (1835—1910), der
im Sommer 1878 mit seiner Familie von Baden-Baden aus durch dichte Tannenwälder
ins Achertal wanderte und sich im Ottenhöfener Gasthaus „Zum Pflug"
zum Mittagessen einfand. Seine Eindrücke vom Besuch in Ottenhofen schildert
er anschaulich in seinem Reisebericht „A Tramp abroad", der zu einem Best-

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