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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 336
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viele Erlebnisse und Erfahrungen waren auszutauschen; auch in der Nachkriegszeit
hatten Huse ja die internationalen Beziehungen gefehlt. Nun erzählte
der Baddirektor seinem Gast u.a. auch von seinem eklatanten Mißerfolg mit
der Rippoldsauer Winterkur. Und Mr. Thomas hatte für den alten Bekannten
sofort den praktischen Vorschlag parat: Wenn die Rippoldsauer Kurbetriebe
sowieso im Winter geschlossen bleiben müßten, dann könnte Huse doch
jeweils vier bis fünf Monate nach Ägypten fahren, um dort als Kapitän eines
Touristendampfers aus der Cook'sehen Nilflotte gut zu verdienen und so auch
sein Fernweh zu lindern. Es war ein verlockendes Angebot, und Huse verhehlte
nicht seine Ungeduld und sein Interesse. Sein Aufsichtsrat war aber offensichtlich
wenig begeistert von diesen Ideen, vor allem auch nicht seine junge
Frau. Aber die Hoffnungen auf eine Winterkur schienen ja endgültig begraben
, und gegen Huses Entschiedenheit kam einfach keiner an.

Im November 1925 fuhr also Ferdinand Huse wieder nach Ägypten, um dort
die „Damietta" zu übernehmen, ein „schwimmendes Hotel", das zwischen
Assiut, der märchenhaften Stadt mit den schlanken Minaretten, und Assuan,
dem alten Eingangstor nach Innerafrika, verkehrte. Seine Gäste kamen in der
Mehrzahl aus Europa zur Winter-Saison. Das Schiff hatte Platz für 60 Passagiere
bei 67 Mann Besatzung (darunter zwölf Europäer).

So fand nun Ferdinand Huse wieder seinen Rhythmus: sommers war er der
dynamische und erfolgreiche Direktor der Rippoldsauer ,,Bad-AG", die
Wintermonate über aber waltete er als Kapitän eines englischen Nil-Luxus-
Dampfers. Ab Winter 1926/27 übernahm Huse die „Arabia", das prächtigste
Schiff der ganzen Nilflotte. — Bei diesem Arrangement schien sich alles vorteilhaft
zu ergeben und zu ergänzen: Huse warb während der Rippoldsauer
Saison u.a. auch Gäste für seine Nilfahrten, und in Ägypten lernte er manchen
künftigen Besucher des Schwarzwaldbades kennen. Entsprechendes Werbematerial
hatte Huse immer dabei. Huse rekrutierte sogar auch Personal für
sein Rippoldsauer Unternehmen auf seinen Afrika-Touren; so kam z.B. der
griechische Küchenchef der „Damietta", Christo Caralambo, für einen kurzen
Sommer mit in den Schwarzwald; er sprach kaum ein Wort Deutsch, verstand
sich aber sehr gut mit dem Rippoldsauer Küchenmeister, einem auch in
vielen Sprachen talentierten cuisinier chef. Allerdings war jener Sommer gerade
besonders naß und kühl: Christo holte sich eine schlimme Erkältung und fuhr
für den für ihn wohl schöneren Rest der Sommerzeit heim nach Lemnos. In
den folgenden Wintermonaten war Christo aber wieder selbstverständlich bei
„seinem" Kapitän auf Nil-Fahrt.

Europas Interesse an Ägypten

Es gehören gewiß ungewöhnliche Dynamik und besondere Tatkraft dazu,
wenn ein solches Jahresprogramm verkraftet und gestaltet werden soll. Aber
Ferdinand Huse besaß diese vitalen Voraussetzungen, besaß den Willen und

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