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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 337
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die Beharrlichkeit, dieses ungewöhnliche Doppelleben zu führen zwischen der
geschäftigen deutschen Fremdenindustrie der (inzwischen) „goldenen" zwanziger
Jahre und der majestätischen Gelassenheit der Kulturlandschaft des Nils
mit ihrer unermeßlichen Fülle an unvergleichlichen, einzigartigen geschichtlichen
Monumenten:

Ägypten, seit 1517 Teil des türkischen Osmanenreiches und zu Ende des
18. Jahrhunderts nur kurzfristig gestört durch die Mameluken des Murad-Bey
bzw. hineingerissen in die Turbulenzen um Napoleon, blieb auch nach diesen
Ereignissen unter der Oberhoheit der Pforte. Der türkische General Mehemed
Ali (1806—1849) beherrschte das Land politisch, militärisch und wirtschaftlich
; Ägypten wurde kein „modernes" Land. Aber das Jahr 1822 brachte eine
Sensation: der „Dreisprachenstein", dieses merkwürdige schwarze Basaltstück
, das Napoleons Soldaten in Rosette im Nildelta gefunden hatten — mit
einem Text in hieroglyphischer, demotischer und griechischer Schrift — wurde
entziffert, das Rätsel der Hieroglyphen gelöst durch Jean-Francois Champol-
lion, Professor an der Universität Grenoble. Der Schlüssel zur Pharaonenkultur
war gefunden; dies war der Anfang der modernen Ägyptologie. Das
Interesse an der geheimnisvollen Niltalkultur wuchs lawinenartig in ganz
Europa. Auch Ägypten selbst, das Ägypten Mehemed Ali's und Ismail
Pascha's (1863—1879), gewann an Bedeutung und Einfluß auf Kosten des
„kranken Mannes am Bosporus", des niedergehenden Osmanischen Reiches:
Ägyptens Herrscher beanspruchte und erreichte für sich den Titel
„Khedive" = Vizekönig und damit fast schon die Unabhängigkeit von der
Türkei. 1869 wurde der Suez-Kanal fertiggestellt; jetzt waren es freilich die
Engländer und Franzosen, die zunehmend Macht gewannen, weil sie die Finanzen
des Landes kontrollierten. Und 1881 wurde Ägypten sogar von englischen
Truppen besetzt anläßlich eines Militärputsches — „um den Khediven
zu schützen". Unter der britischen Herrschaft wurde der französische Einfluß
konsequent zurückgedrängt; Londons Ziel, die Landbrücke von Kairo zum
Kap zu sichern, duldete keinerlei Konkurrenz. Der wirtschaftliche Aufschwung
kam insbesondere durch den Bau großer Bewässerungsanlagen
(Staudamm von Assuan). Unter dem britischen Hochkommissar Lord Kitche-
ner wurde 1914 Ägypten schließlich offiziell als „britisches Protektorat" deklariert
: der Suez-Kanal war zur schutzwürdigen Schlagader des britischen
Empire geworden. 1922 erlangte das Land zwar nominell seine Unabhängigkeit
, und Sultan Ahmed Fuad wurde König, aber Großbritannien wahrte auch
weiterhin durch seinen Hochkommissar gewichtige Vorrechte. Vor allem:
Ägypten, in seiner politischen Richtung bestimmt durch Großbesitz und
Großbürgertum, orientierte sich völlig nach Westeuropa.

In dieses Ägypten führte Ferdinand Huse Jahr für Jahr seine Gäste, die sicher
nicht alle nur exotisches „bord life" erleben wollten. Es waren überwiegend
Reisende, die eine solche Wintertour mit besonderen Studienabsichten zu
verbringen wußten, die der überwältigenden Vergangenheit dieses Landes

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