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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 346
(PDF, 91 MB)
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doch nur dem Spott der Studenten ausgesetzt sein. Der Bub lerne besser ein
Handwerk, soll der Stadtpfarrer von St. Martin gemeint haben.

Wilhelm Rothweiler (1876—1955) erlernte im Tal das Schneiderhandwerk,
baute sich 1899 unterhalb der alten romanischen Dörlinbacher Dorfkapelle
ein Haus und heiratete im Jahre 1900 Kunigunde Klausmann (1878—1918)
vom Clemensenhof in Welschensteinach-Birlinsbach. Wie der Gatte war auch
die Ehefrau gehbehindert. Von Beruf war sie Damen-Schneiderin, was für die
berufliche Existenz des jungen Paars sicher von großem Vorteil war. Rasch
vergrößerte sich die Familie. Dem Ehepaar wurden sechs Kinder geboren, von
denen vier das Kindesalter überlebten: Josef (*1902), Agnes (*1907), Anna
Rosalia (*1909) und Mathias Leopold (*1912).

Wilhelm Rothweiler war außer „Bauern- und Talschneider" auch eine sehr
interessierte, das Zeitgeschehen kritisch verfolgende Persönlichkeit. Alle
wichtigen dörflichen und überörtlichen Ereignisse notierte und kommentierte
er in seinen Tagebuchheften } Bedeutsame Geschehnisse im Dorf hielt er stets
mit dem Fotoapparat fest. Nicht selten soll es vorgekommen sein, daß die
bäuerliche Kundschaft nicht nur einen Anzug bei ihm bestellte, sondern sich
auch gleich noch ablichten ließ.

Während des Ersten Weltkriegs ging der „Rothwiler-Schnieder" sonntags zu
Fuß, gestützt auf zwei Krücken, in die Nachbardörfer Schuttertal und
Schweighausen, um die Ehefrauen und Familien der im Feld weilenden Soldaten
zu fotografieren.

Krummholz Josef Roth weiler, Bildchronist von Dörlinbach

Ein ebenso passionierter Fotograf wie Wilhelm Rothweiler war sein Sohn
Josef. Mit 10 Jahren bastelte er sich die erste Kamera; sie bestand aus einer
Zigarrenkiste und einem alten Brillenglas. Von seinem damaligen Lehrer Alferi,
der selbst ein leidenschaftlicher Fotograf war, erhielt er die ersten Impulse und
Ratschläge. 1914 schenkte ihm dann sein Vater eine Plattenkamera mit Holzstativ
und Balkenauszug.

Im Jahre 1919 begann Josef Rothweiler eine Lehre als Wagner beim „Lenze-
Pauli", beim Imhof-Krummholz in Welschensteinach. Nach der Lehre kamen
für den Krummholz-Gesellen als auch für den Amateurfotografen schlechte
Zeiten. Es gab kaum Arbeit, das Einkommen war schmal und Fotoplatten so
gut wie nicht mehr zu beschaffen.

1923 machte sich Josef Rothweiler als Wagner in Dörlinbach selbständig. Ein
schmerzhaftes Rückenleiden zwang ihn jedoch, seinen Beruf zeitweilig aufzugeben
. Nach einer vierjährigen Tätigkeit als Briefträger konnte er sich seinem
Beruf wieder widmen. An den nun folgenden Jahrzehnten hat der „Schnieder-
Sepp" lebhaften Anteil genommen. Bis in die letzten Lebensjahre hinein war

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