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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 378
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anmutenden Anrede beginnt: „Mein lieber Oberlehrer Mayer!. . ." Ein
Augenzeuge: „Die Versammlung in dem prächtigen Saale des Gasthauses zum
Salmen bot einen erfreulichen Anblick dar."22 Das wird wohl auch Mayer (der
seine Ehrung nur wenige Monate überlebte) so empfunden haben; er war zu
Tränen gerührt und mußte seine Dankesworte verlesen lassen.

Wilhelm Göring stirbt 1838 im Alter von nur 36 Jahren.

Wie bei einem Todesfall damals in Baden üblich, wird das gesamte Vermögen
der Eheleute inventarisiert und beschrieben, werden die Erben benannt und
bedacht. Das Vermögensverzeichnis des Schildwirts nennt und taxiert wieder
die Gebäulichkeiten:

„Ein zweistöckiges Wohnhaus mit der ewigen Schildgerechtigkeit zum
Salmen, mit zwei gewölbten Kellern, Scheuer, Remiß, und Stallungen
nebst einem Saalgebäude an der langen Straße: 16500 Gulden."23

Der Wertzuwachs in den 15 Jahren ist nicht unerheblich; vor allem „Verbesserungen
am Saal während der Ehe für 5000 Gulden" tragen zu dieser Summe
bei. Die „Fahrende Hab", also die gesamte Einrichtung, ist massemäßig
enorm gestiegen, das Gesamtvermögen beläuft sich inzwischen auf 48.680
Gulden.

Aus der Fülle von Angaben, die in diesem Nachlaßinventar stecken, mögen
einige von kulturhistorischem Wert hier angeführt werden: 1838 konnte man
im Salmen als Gast wählen unter 80 Maß Kirschwasser, 24 Flaschen Rheinwein
, 16 Flaschen Champagner, 42 Flaschen Markgräfler, 8 Flaschen Arrak,
verschiedenen Likören und natürlich einer Unmenge weißen und roten Weines
. Dienlich waren dazu 36 Champagnergläser, 400 Trinkgläser, 366 Teller.

Die Einrichtung in Gasthaus und Saal (leider wurden beide Räume nicht
gesondert beschrieben) bestand u.a. aus 150 Strohsesseln, 10 gepolsterten
Bänken, 13 Nußbaum-Tischen, 5 langen Tafeln — es sind wirklich nur wenige
Posten aus der gesamten Fahrnis hier angeführt!

Unter dem eigentlichen Saal, zu dem im Hinterhof eine Treppe hinaufführte,
befanden sich die Stallungen. 2 Pferde, 4 Kühe, 1 Kalb, 6 Schweine sorgten
dort 1838 für das leibliche Wohl der Görings und ihrer Gäste; in Hof und Garten
, also auf demselben Anwesen, scharrten noch 20 Hühner. — Der Salmen-
saal, der dem aufstrebenden Bürgertum der Stadt noch oft Gelegenheit zu
repräsentativer Selbstdarstellung geben wird, kann also wenigstens in dieser
Phase seiner Geschichte noch lange nicht seine bäuerliche Komponente leugnen
. Die Ackerbürger Offenburgs feiern und genießen quasi über ihren Haustieren
, haben auch bei der erhebendsten oder revolutionärsten Versammlung
den Duft von Mist in der Nase, schweben beim Tanz nur wenige Meter über
dem Kuhstall. . . Es hat sich niemand daran gestört, wie aus der Beliebtheit
des Saales für alle Sorten von Veranstaltungen geschlossen werden darf, und

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