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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 391
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Anfänge und Aufstieg

Ernst Kiefer war um diese Zeit bereits ein Mann um die Mitte Dreißig. Er war
daher im väterlichen Geschäft längst aktiv tätig. Rückblickend ist als sehr
wahrscheinlich anzunehmen, daß bereits er die Heereslieferungen nach Straßburg
vor allem forciert und in seiner Art „gestaltet" und betrieben hat. Auf
jeden Fall muß an diesen Lieferungen enorm verdient worden sein.

Die erzielten Gewinne erlaubten es offensichtlich Ernst Kiefer — sein Vater
war inzwischen gestorben — etwa am Ende des ersten Weltkriegs oder bald
danach, das genaue Jahr weiß ich nicht mehr, in Kork eine Essigfabrik zu
gründen. Dazu wurde eigens ein neues Geschäft in der Bahnhofstraße errichtet.

Diese Essigfabrik in Kork wurde die Zentrale und der Angelpunkt fast aller
weiteren geschäftlichen Aktivitäten von Ernst Kiefer. Das Schema des
Geschäftsablaufs ist an sich ganz einfach. Zur Herstellung von Speiseessig
braucht man u.a. reinen Alkohol. Die Alkoholerzeugung wurde, wie auch
heute noch, staatlich überwacht. Die oberste Überwachungsstelle damals war
das Reichsmonopolamt in Berlin, in dessen Händen die gesamte Alkoholbewirtschaftung
lag. Reiner Alkohol (96%) wird in der Wirtschaft vielfältig
benötigt, so z.B. in der pharmazeutischen Industrie und, was hier interessiert,
bei der Nahrungsmittelherstellung. Dazu zählte naturgemäß auch die Essigfabrik
in Kork.

Zum Zwecke der Nahrungsmittelherstellung wurde in den zwanziger Jahren
der reine Alkohol vom Reichsmonopolamt zu einem subventionierten Preis
von 70 Pfg. pro Liter abgegeben. Damit kein Mißbrauch getrieben werden
konnte, mußte der Alkohol unter behördlicher Überwachung bei der Übernahme
in den begünstigten Betrieb vergällt, d.h. für Trinkzwecke unbrauchbar
gemacht werden. Überwachungsstelle dafür waren die Zollbehörden, im
Falle der Essigfabrik Kork also das Hauptzollamt Kehl. Außerdem waren
selbstverständlich die Mengen an Alkohol, die den in Frage kommenden Betrieben
zustanden, genau nach dem Umfang ihrer Produktion kontingentiert.

Der Essigfabrik in Kork stand so ein jährliches Kontingent von nicht ganz
200001 zu. Dies entsprach einem nicht ganz vollen Kesselwagen der damaligen
Deutschen Reichsbahn. Nun hat es Ernst Kiefer aber fertiggebracht, nicht einmal
im Jahr, sondern meist jeden Monat, zeitweise fast jede Woche, einen
Kesselwagen aus Berlin geliefert zu bekommen, zum Literpreis von 70 Pfg. bei
einem Marktwert von damals etwa 6 Reichsmark. Somit betrug der Rohgewinn
an einem einzigen Kesselwagen mehr als 100000 Reichsmark.

Die Belastungen

Es ist klar, daß ein solches „Geschäft" mit ungeheuren „Unkosten" belastet
war. Es kostete wahrscheinlich schon Erhebliches, in Berlin derartige Liefe-

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