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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
67. Jahresband.1987
Seite: 393
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1987/0393
Hier sah Kiefer seine Chance. Er gründete die Badische Tabakbau- und Ver-
wertungs-A.-G. mit dem Sitz in Kehl. Das Aktienkapital wurde weit überwiegend
von den Tabakbauern aufgebracht, die so Kleinaktionäre wurden. Kiefer
selbst reiste durch die Tabakdörfer und schickte vor allem seine drei Direktoren
der „Tabak-AG", Karl Lasch aus Bodersweier, Friedrich Zimmer aus Linx
und Abel aus Rheinbischofsheim als Werber hinaus. Der Aktienbesitz hat indessen
am Ende den Tabakbauern nichts eingebracht.

Die gesamte badische Tabakernte wurde nun so von der Tabak AG aufgenommen
, die natürlich gegenüber der Zigarrenindustrie einen ganz anderen Geschäftspartner
darstellte als vorher die Kleinbauern. Man kann ohne Zweifel
unterstellen, daß die Zigarrenfabrikanten bei der Kiefer'schen Tabak AG
höhere Einkaufspreise anlegen mußten als vorher. Ob auch die Tabakerzeuger
davon profitierten, ist zweifelhaft. Ich erinnere mich deutlich an Äußerungen
aus jener Zeit, die etwa lauteten: „Wir sind bei der Tabak AG genau so angeschmiert
wie vorher bei den Fabrikanten."

Aber auch Kiefer selbst hatte wohl erkannt, daß das ganz große Geschäft, das
er erhofft hatte, mit dem Tabak nicht zu machen war. Anfang 1923 gründete
er wohl noch in Kehl eine Firma Handelsgesellschaft für Tabak und Landesprodukte
A.-G., für die auch wieder landauf landab Aktien gezeichnet
wurden. Was Sinn und Zweck dieser neuen Firma sein oder werden sollte, war
nie zu erkennen. In kleinerem Umfang wurde Mehlimport aus Frankreich betrieben
, sonst nichts. Das Unternehmen war eine reine Inflationsblüte und
fand mit der Währungsumstellung am 1.11. 1923 schon wieder ein stilles und
unrühmliches Ende. Die Badische Tabakbau- und Verwertungs-A.-G. bestand
zunächst noch fort, verlor aber rasch an Bedeutung, weil einmal die Zigarrenindustrie
schrumpfte und sich außerdem mehr der Verarbeitung importierter
Rohtabake zuwandte und der badische Tabakanbau mehr und mehr zurückging
.

Absatzschwierigkeiten und neue Versuche

Es mag damit ein Grund vorgelegen haben, daß Kiefer sich etwa ab 1924 noch
stärker dem Geschäft mit dem Alkohol zuwandte, wobei ihm auch eine stetige
Steigerung der Anlieferungen aus Berlin gelang. Dies führte aber dazu, daß
der zur Verfügung stehende Markt allmählich überschwemmt wurde. Der Absatz
über die Tarnfirmen hatte seine möglichen Grenzen erreicht. Um diese
Marktverzerrung zu steuern, hatte Kiefer eine neue Idee.

In den USA war 1920 die Prohibition eingeführt worden und der Alkoholschmuggel
von da ab ein lukratives, allerdings auch risikoreiches Geschäft.
Eines Tages wurde bekannt, Kiefer würde einen neuen Betrieb in Amerika errichten
. Zur Vorbereitung reiste eine Gruppe seiner dienstbaren Geister nach
den USA ab. Dies war 1928.

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